Vatikanbotschafterin Schavan hält Festrede in Münsterschwarzach

Keine Angst vor Veränderungen

Die Benediktinerabtei Münsterschwarzach hat am Sonntag ihr 1.200-jähriges Bestehen gefeiert. Der Gottesdienst und Festakt waren der Höhepunkt des Jubiläumsjahres unter dem Motto "be open - sei offen".

CDU-Politikerin Annette Schavan (dpa)
CDU-Politikerin Annette Schavan / ( dpa )

Seit November 2015 erinnern die Mönche mit Veranstaltungen und Ausstellungen an die Klostergründung. Heute leben in Münsterschwarzach mehr als 80 Brüder, etwa 30 weitere sind als Missionare weltweit im Einsatz. Münsterschwarzach ist eines der ältesten Klöster Frankens. Die Benediktiner prägen seit Jahrhunderten die Kultur in Mainfranken. Durch ihre Missionsarbeit, die Eigenbetriebe und viele Publikationen, vor allem von Bestsellerautor Anselm Grün, hat die Abtei weite Strahlkraft.

Die deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Annette Schavan, sieht eine wachsende Bedeutung von Ordensgemeinschaften und geistlichen Gemeinschaften angesichts der derzeitigen Herausforderungen. "Sie geben uns ein Beispiel für die Verbindung der Treue zur Tradition und dem lebendigen, gegenwartsbezogenen Interesse von Menschen", sagte Schavan in ihrer Festrede. Die derzeitigen Irritationen dürften kein Anlass für Rückzug auf eine "fiktive Tradition" sein. "Das Christentum ist ganz und gar ungeeignet für Abschottungen aller Art."

"Zur Klugheit in der Politik gehört die Barmherzigkeit"

Papst Franziskus werbe dafür, sich den Veränderungen zu stellen, erinnerte die Botschafterin. Wer nicht akzeptiere, dass sich Wurzeln veränderten und dadurch mehr Stabilität bekämen, verhindere Wachstum. Das führe dann zu "Bonsai-Christen", die langweilig seien. Franziskus wolle, dass die Kirche erwachsen werde. "Der Papst öffnet Tür um Tür, manchmal kommt es einem vor, als blieben die meisten im Türrahmen stehen und wüssten nicht, ob sie hineingehen sollten."

Außerdem warnte Schavan davor, Barmherzigkeit als Gutmenschentum abzutun und sie damit aus der Politik herauszuhalten. "Zur Klugheit in der Politik gehört die Barmherzigkeit, jene Grundhaltung, die dem Rigorismus, dem Zynismus und dem Populismus widerspricht und widersteht." Deshalb müssten sich Christen auch aktiv in die Politik einmischen, forderte die frühere Bundesbildungsministerin.

Der Abt von Münsterschwarzach, Michael Reepen, sagte, durch die in der Benediktregel geforderten Offenheit sei es seinem Orden durch die Jahrhunderte gelungen, sich der jeweiligen Zeit anzupassen und lebendig zu bleiben. "Der Zeit anzupassen, nicht anzugleichen", betonte er. Auch heute seien die Mönche gefordert, die Herausforderungen zu erkennen und Kirche und Welt mitzugestalten. Als Beispiel nannte er die Aufnahme von Flüchtlingen im Kloster.

Abtei als "Leuchtturm"

Beim Festgottesdienst am Morgen würdigte der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann die Abtei als "Leuchtturm". In Anlehnung an ein Zitat von Hildegard von Bingen, die die Priester aufforderte, als Feuersäule den Menschen voranzugehen, sagte er: "Ihr seid eine Feuersäule, die den Menschen vorausgeht." Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hob als Vertreter der Staatsregierung das Engagement der Missionsbenediktiner in der Entwicklungszusammenarbeit hervor. "Hilfe für Menschen in Afrika ist zugleich die beste Flüchtlingsprävention."

 


Quelle:
KNA