Die Krankenhäuser haben Vorwürfe zurückgewiesen, über ihre Notfallambulanzen Versorgungsleistungen der niedergelassenen Ärzte abzugreifen. "Die zunehmende Inanspruchnahme ihrer Notfallambulanzen bereitet auch den Krankenhäusern selbst Probleme", sagte der stellvertretende Vorsitzende des Katholischen Krankenhausverbands in Deutschland (KKVD), Ingo Morell, der Deutschen Presse-Agentur. Denn die Behandlung von Patienten in den Notfallambulanzen sie für die Krankenhäuser eigentlich ein Minusgeschäft.
Mehr ambulante als stationäre Fälle
Morell rechnete vor: "Im Schnitt bekommt ein Krankenhaus für die ambulante Behandlung pro Notfallpatient 32 Euro, während reelle Kosten von etwa 126 Euro entstehen. Wir haben außerdem bereits heute deutlich mehr ambulante als stationäre Fälle in den Krankenhäusern: Im Jahr werden allein in den katholischen Kliniken rund fünf Millionen Patienten ambulant und nur 3,5 Millionen stationär versorgt." Man müsse daher auch die Frage stellen, warum so viele Patienten in die Notfallambulanzen der Krankenhäuser kommen, fügte Morell hinzu.
Die niedergelassenen Ärzte kritisieren seit längerem, dass eigentlich ambulante Versorgungsfälle in einem Volumen von drei bis fünf Milliarden Euro in Krankenhäusern landeten. Und von der zum Jahresbeginn in Kraft getretenen Krankenhausstrukturreform sei keine Änderung zu erwarten. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) musste jedoch in ihrer jährlichen Patientenbefragung erneut feststellen, dass ihre bundesweite Notrufnummer 116117 kaum jemand kennt. Morell sagte nun dazu: "Es muss eine bessere Aufklärung der Bevölkerung stattfinden. Daran würden wir uns im Zweifel beteiligen."
Herausforderungen im ländlichen Raum
Morell räumte ein, dass die Zusammenarbeit zwischen ambulantem und stationärem Sektor im Gesundheitswesen verbessert werden könnte. Gerade in ländlichen Regionen stehe man gemeinsam vor der Herausforderung, ärztliches Personal zu finden, um die Versorgung sicherzustellen. "Andererseits kooperieren bereits viele katholische Krankenhäuser mit niedergelassenen Fachärzten und profitieren gegenseitig von der Infrastruktur wie etwa im Bereich der Röntgenmedizin oder Dialyse. Umgekehrt gibt es verstärkt Überlegungen, ärztliches Personal in den Bereitschaftsdienstpraxen einzubinden."
KKVD-Vize Morell kritisierte einen Reformstau beim Thema Investitionskosten, für die die Länder zuständig sind. "Die Länder kommen ihrer Verpflichtung seit Jahren nicht nach. Der Fehlbetrag beläuft sich mittlerweile auf mehr als dreieinhalb Milliarden Euro." Diese fehlten den Krankenhäusern beispielsweise für Baumaßnahmen, die wichtig seien für Betriebsabläufe im Bereich der Pflege.