Hilfswerke fordern Fusionsstopp von Bayer und Monsanto

"Ein fatales Zeichen"

Es ist die größte Übernahme, die ein deutsches Unternehmen je gewagt hat: Bayer kauft das US-Saatgutunternehmen Monsanto. Doch es hagelt bereits heftige Kritik. Entwicklungsorganisationen sorgen sich vor allem um die Bauern weltweit.

Sorgen um Bauern weltweit nach Bayer-Monsanto-Deal / © Jagadeesh Nv (dpa)
Sorgen um Bauern weltweit nach Bayer-Monsanto-Deal / © Jagadeesh Nv ( dpa )

Die vereinbarte Fusion der Agrarchemiekonzerne Bayer und Monsanto werten viele Beobachter aus der Entwicklungshilfe als schlechte Nachricht. Die Übernahme bedeute eine weitere Markt- und damit Machtkonzentration auf dem ohnehin bereits hoch konzentrierten Agrarmarkt, erklärten die Organisationen Misereor, Fian, Inkota und "Brot für die Welt" in Köln. Sie forderten die Kartellbehörden auf, den Zusammenschluss zu verhindern.

Der deutsche Bayer-Konzern und das US-Unternehmen Monsanto hatten am Mittwoch eine bindende Fusionsvereinbarung unterzeichnet. Sie würden damit zur weltweiten Nummer 1 im Saatgut- und Agrarchemiegeschäft aufsteigen.

Folgen weitere Zusammenschlüsse?

Von Privatisierung, Deregulierung und Liberalisierung hätten in den vergangenen Jahren nur die großen Akteure im weltweiten Agrargeschäft profitiert, sagte Jan Urhahn, Referent für Landwirtschaft und Ernährung beim entwicklungspolitischen Netzwerk Inkota. Bereits heute kontrollierten die "großen sechs" - Monsanto, Syngenta, Bayer, DuPont, Dow und BASF - 75 Prozent des globalen Agrarchemiemarktes und mehr als 60 Prozent des Saatgutmarktes. Neben Monsanto-Bayer haben auch DuPont und Dow sowie ChemChina und Syngenta Zusammenschlüsse angekündigt.

Misereor spricht bei domradio.de von fatalen Folgen

Sarah Schneider, Referentin für Landwirtschaft und Ernährung beim katholischen Hilfswerk Misereor, bezeichnete die Folgen der geplanten Fusionen gegenüber domradio.de als fatal. "Drei Saatgutkonzerne kontrollierten dann größtenteils unser Saatgut und damit die Lebensgrundlagen für die Ernährung der Menschheit", sagte sie. "Bauern und Bäuerinnen geraten dadurch in noch stärkere Abhängigkeitsverhältnisse." Die Preise für Saatgut würden steigen, und die Wahlfreiheit bei Saatgut und Pestiziden würde noch stärker eingeschränkt. Insbesondere Kleinbauern in den armen Regionen der Welt wären davon massiv betroffen, warnte Schneider.

Juristische Mittel ausschöpfen

Stig Tanzmann, Agrarexperte ds evangelischen Hilfsdienstes "Brot für die Welt", kündigte an, internationale Partnerorganisationen würden in ihren Ländern alle juristischen Mittel ausschöpfen, um solche Megazusammenschlüsse zu verhindern. Roman Herre, Agrar-Referent der Menschenrechtsorganisation Fian, sagte, mit Saatgut von Bayer und Monsanto lasse sich keine zukunftsfähige Landwirtschaft betreiben. "Beide Konzerne produzieren genmanipuliertes Saatgut und die korrespondierenden Pestizide, die sie im 'Kombi-Pack' verkaufen", erklärte er. "Wir dürfen die Welternährung nicht in die Hände eines Agro-Oligopols legen und damit das Menschenrecht auf Nahrung in Gefahr bringen."


Quelle:
DR , epd , dpa