domradio.de: Mittlerweile wird das Oktoberfest ja in ganz Deutschland, sogar weltweit gefeiert. Das hat nichts mehr mit Tradition zu tun. Woher kommt denn das Wiesn-Fest in München?
Tosca Werner (Dirndlgeschäft in Bergheim): Die Wiesn ist ein Traditionsvolksfest. Eigentlich ist es ein Hochzeitstag, der da gefeiert wird. Denn 1810 heiratete der damaligen Kronprinz Ludwig I. seine Therese von Sachsen-Hildburghausen. Dafür wurde ein Fest mit einem Pferderennen organisiert. Das Fest ging fünf Tage lang. Und wie das so ist: Zu einer Hochzeit hat man sich natürlich schön gemacht, das schönste Kleid aus dem Schrank geholt, die Haare hochgesteckt. Das wird seitdem jedes Jahr praktisch wiederholt. Da wird gefeiert und Bier getrunken, wie bei einem schönen Hochzeitsfest. Übrigens wurde die Theresienwiese nach seiner Braut benannt.
domradio.de: Spielt das Dirndl denn eine Rolle im Glauben? Wie viel Glaube steckt noch drin?
Werner: Das Drindl ist Tradition, es muss jede Frau für sich selbst entscheiden. Bestimmt ist der Glaube bei der ein oder anderen Frau auch dabei.
domradio.de: Geht man denn noch mit dem Dirndl in die Kirche?
Werner: Sicher. Auch in einer modernen Stadt wie München würden Sie in der Messe Frauen in Tracht sehen. Nicht so viele, aber gehen Sie Richtung Niederbayern, da sehen Sie die meisten Frauen in den Messen im Festtags-Dirndl.
domradio.de: Wie viel Religion steckt noch in den Wiesn? Findet ein Gottesdienst statt?
Werner: Seit mehr als 50 Jahren findet in der ersten Woche donnerstags in einem Zelt ein Gottesdienst für die Schausteller und Mitarbeiter statt. Dort werden auch Taufen oder die Erst-Kommunion abgehalten. Ich finde es sehr schön, dass das immer beibehalten wurde.
Das Interview führte Silvia Ochlast.