domradio.de: Sie wurden im Januar diesen Jahres hier in Köln zum Bischof geweiht und nehmen jetzt an einem Einführungskurses für Bischöfe in Rom teil. Im Vordergrund stehen dabei Vorträge und Zirkel, die sich mit dem Tagesgeschäft eines Bischöfs befassen. Was genau ist das für ein Kurs?
Weihbischof Rolf Steinhäuser (Kölner Weihbischof): Es ist ein Kurs, wo wir mit vielen bischöflichen Kollegen aus der ganzen Welt zusammen sind und verschiedene Themen bearbeitet werden.
domradio.de: Wie kann man sich das vorstellen? Sitzen Sie dann wie in einer Klasse mit den anderen jungen Bischöfen zusammen?
Steinhäuser: Jung ist natürlich relativ. Bischof wird man normalerweise nicht als junger Mann. Wir sind zwischen 40 und 70 Jahren und ich bin mit meinen 64 Jahren eher am oberen Ende. Wir sind hier mit 150 Bischöfen zusammen. Davon kommen 130 über die Bischofskongregation und 20 über die Ostkirchenkongregation, also die östlichen mit Rom vereinigten Riten. Es gibt auch noch einen Parallelkurs von der Weltmissionskongregation mit etwa 100 Bischöfen, die hauptsächlich aus Afrika und Asien kommen.
Das kann man schon ein wenig mit Schule oder Universität vergleichen: Wir sitzen auch hier in einem großen Hörsaal und haben Vorträge. Danach haben wir die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Es gibt auch Kleingruppen von zehn Bischöfen, die nach Sprachzirkeln geordnet sind. Ich gehe normalerweise zum Englischen Zirkel, weil ich da noch am besten mitkomme. Deutsch wird hier leider nicht als Konferenzsprache genutzt. Wir sind nur zwei Deutsche hier, der Weihbischof aus Mainz und ich. Da haben wir schon manchmal zu kämpfen, alles mitzubekommen. Stellen Sie sich vor, Sie haben ein italienisches Manuskript auf den Knien und hören über das Mikro im Ohr eine italienische Übersetzung und darauf müssen Sie sich einen Reim machen. Das ist gar nicht so einfach.
domradio.de: Was genau lernt man denn in diesem Kurs?
Steinhäuser: In den Kursen werden die verschiedensten Gebiete behandelt: der Bischof als Diener der Einheit, die Liturgie, seelsorgliche Beziehungen, Gleichgewicht im affektivem Leben der Priester, Familie als Keimzelle des Gottesvolkes, Verkündigung des Evangeliums in einer sich verändernden Welt, Kirchenrecht, Verwaltung, Reform der römischen Kuriere, Prävention von sexuellem Missbrauch - es ist eine bunte Palette an möglichen Themen. Sie kennen das wahrscheinlich aus der Schule oder Universität, mal sind die Vorträge glanzvoll, mal mäßig. Das hängt immer vom Referenten ab.
Ich sag es mal etwas lockerer: Das Beste sind die Pausen. Nicht weil man in denen nichts hat, sondern weil das die Gelegenheit ist, ganz viele Kontakte mit ganz vielen interessanten Leuten aufzunehmen. Sie müssen sich das so vorstellen: Sie haben hier eine ganz bunte Mischung. Ich nenne Ihnen mal ein Beispiel: Da gibt es den Bischof von Reykjavík in Island, dem 16 Priester und 13.000 Katholiken unterstehen, einen Kamiliten aus der Slowakei, einen Bischof aus Victoria in Texas, der Bischof von Pilsen aus der Tschechischen Republik - der war bis vor kurzem jahrelang Generalsekretär der tschechischen Bischofkonferenz, einen Erzbischof aus Aleppo in Syrien - Aleppo ist ja jeden Tag in den Nachrichten, der apostolische Vikar von Istanbul in der Türkei, Weihbischöfe aus Osten und Westen. Man ist sehr offen und geht aufeinander zu. Wir stellen Fragen und erzählen. Das ist spannend. Die Kommunikation funktioniert teilweise nur mit Armen und Beinen, aber auch in allen möglichen Sprachen.
domradio.de: Wie lange müssen Sie dort denn noch die Schulbank drücken?
Steinhäuser: Wir sitzen noch bis Sonntagabend da. Heute Morgen waren wir beim Heiligen Vater, das war sehr schön. Papst Franziskus hat eine lange italienische Ansprache gehalten, die wir hoffentlich bald schriftlich in unserer Sprache bekommen. Danach hat er mit jedem kurz gesprochen und begrüßt. Morgen gibt es noch einen Besinnungstag und am Sonntag schließen wir die Tage mit einem feierlichen Gottesdienst im Petersdom in Rom ab.
Das Interview führte Milena Furmann.