In Warschau hätten sich am Montag Tausende Demonstranten vor dem Sitz der konservativen polnischen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) versammelt, berichteten Medien übereinstimmend. In schwarzer Kleidung protestierten sie gegen das angekündigte Gesetz. Auch in Paris, Brüssel und Berlin versammelten sich Gegner des Gesetzes um die Mittagszeit, um ihre Unterstützung für die polnischen Frauen zu zeigen.
Gleichzeitig erhielt der Protest viel Unterstützung in den Sozialen Netzwerken. Unter dem Hashtag #CzarnyProtest (Schwarzer Protest) und #BlackMonday (Schwarzer Montag) wurden Tausende Tweets und Facebook-Posts gegen das Gesetz verbreitet.
Die Fraktion der Sozialdemokraten im EU-Parlament versammelte sich in Straßburg, um Unterstützung für die Grundrechte der polnischen Frauen zu zeigen. Am Mittwochnachmittag soll das Thema im Plenum diskutiert werden.
Leben retten
Die katholische Kirche in Polen wirbt weiter für ein gesetzliches Abtreibungsverbot. Der Erzbischof im zentralpolnischen Lodz, Marek Jedraszewski, warf den Gegnern des Abtreibungsverbots am Montag bei einem Gottesdienst in der Kathedrale der Stadt vor, das "Evangelium des Lebens durch das Evangelium des Todes ersetzen" zu wollen.
Die Befürworter von Schwangerschaftsabbrüchen gäben vor, die Frauen retten zu müssen. "Wovor? Vor dem Gesetz, das verbietet, das eigene Kind zu töten?", so Jedraszewski, der Vizevorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz ist. Christen seien verpflichtet, das "Leben der wehrlosesten und unschuldigsten Wesen" zu retten.
"Eine Schlacht des Kulturkampfes"
Der Erzbischof von Tschenstochau, Waclaw Depo, bezeichnete die Abtreibungsdebatte als eine "neue Schlacht des Kulturkampfes". Bei dieser müssten die "heidnischen Gefahren und die atheistischen Absichten" aufgedeckt werden. Die Kirche verteidige das Leben; "das Leben habe den größten Wert", so Depo.
Der Erzbischof feierte am Montag in Tschenstochau eine Messe zum "Schutz des Lebens". Damit reagierte er auf die zahlreichen Proteste von in Schwarz gekleideten Polen gegen die vom Parlament erwogene Verschärfung des Abtreibungsgesetzes. Die Abgeordneten hatten im September einen Gesetzentwurf einer Volksinitiative für ein fast totales Abtreibungsverbot an den zuständigen Ausschuss überwiesen. Der Entwurf sieht bis zu fünf Jahre Haft für schwangere Frauen vor, die abtreiben lassen - außer das Leben der Schwangeren ist in Gefahr.
Besondere Einzelfälle
Gegenwärtig sind in Polen Schwangerschaftsabbrüche in drei Ausnahmefällen erlaubt: wenn die Gesundheit der Frau gefährdet ist, wenn sie vergewaltigt wurde oder wenn eine irreversible schwere Schädigung des Fötus festgestellt wurde. Die katholischen Bischöfe sprachen sich für ein Abtreibungsverbot aus. Sie lehnen jedoch eine Bestrafung von Frauen ab, die abgetrieben haben.