domradio.de: Das Konzept der Datingshow "Adam sucht Eva" ist simpel: Menschen lernen sich nackt kennen, werden von Insel zu Insel verschifft, und entscheiden dann angezogen, ob sie sich auch in Klamotten gut finden. Was halten Sie von dieser Show mit Nackten?
Bruder Paulus Terwitte (Kapuzinerpater und Medienexperte): Da sieht man eigentlich, dass den Menschen, die solche Quoten suchen und machen wollen, nicht mehr viel einfällt. Außer dem alten Konzept, mal nackte Haut zu zeigen. Man wundert sich in Zeiten, wo das Internet doch so viele Möglichkeiten bietet, selber dahinzusurfen, dass da solche Shows immer noch funktionieren und Einschaltquoten haben. Aber das Fernsehen legitimiert ja vieles. Wenn es im Fernsehen ist, dann muss es ja gut sein.
domradio.de: Ist es vielleicht auch so, dass die Banalisierung der Schöpfungsgeschichte, dieses Spielen mit dem Bild von Adam und Eva, da auch triggert?
Terwitte: Ja, ich glaube schon, weil es eine uralte Sehnsucht nach dem Paradies gibt. Und eine uralte Sehnsucht nach Reinheit und vor allen Dingen auch eine uralte Sehnsuht, etwas ganz Originelles, Ursprüngliches, Reines, Heiliges zu erleben. Dass daraus dann so ein Spaß gemacht wird, will ich gar nicht kommentieren, aber ich finde es immer wieder interessant, wie alle möglichen Menschen jeder Couleur auf die biblischen Ursprachen zurückkommen müssen. Es gibt eine Ursehnsucht nach dem Paradies, dass ein Adam seine Eva findet und dass dann alles gut wird. Das ist ja etwas ganz Biblisches, wie ich finde.
domradio.de: Ist den Menschen im Fernsehen eigentlich klar, dass sie nackt sind?
Terwitte: Vor allen Dingen bleibt die Frage, ob den Menschen im Fernsehen eigentlich klar ist, dass man sich schämen muss, das vor den Augen der ganzen Öffentlichkeit zu tun. Denn darum geht es ja am Ende. Man verkauft seine Haut, und an dieser Stelle kann man schon sagen, dass daraus nie eine richtige Beziehung werden kann. Es geht darum, dass ein Spiel gespielt wird, und da kann man auch die Frage stellen: darf man mit dem Heiligen so spielen? Aber das sind wir als Christen ja gewohnt, wenn Leuten nichts mehr einfällt, dass man dann anfängt mit dem Heiligen zu spielen. Und an dieser Stelle wird mit der Heiligkeit des Körpers, der Heiligkeit der Sexualität und der Heiligkeit des Paradises gespielt. Da spielt man mit, und das müssen wir einfach zur Kenntnis nehmen.
domradio.de: Neben dem Konzept, dass die Menschen unbekleidet vor der Kamera laufen, gibt es auch Elemente vom Dschungelcamp. Also vor laufender Kamera wird sexistisches Zeug erzählt. Zum Beispiel sagt ein Mann, dass "dunkelhäutige Frauen generell eine zu dicke Kiste haben". Was macht sowas mit den Menschen?
Terwitte: Das ist halt die Sprache einer bestimmten Schicht in der Bevölkerung, die da zuguckt und angesprochen wird. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass nicht alle Leute Operngänger sind, sondern dass sich viele Menschen auch auf andere Weise amüsieren. Sie gucken bei domradio.de auf die Domplatte runter, da müssen wir uns als deutsches Volk auch an die Nase fassen. Was machen wir eigentlich mit den Menschen, wenn wir in unserem Lande solche Sendungen über den Äther laufen lassen? Werden Leute, die aus anderen Kulturen kommen, in denen die entblößte Haut einer Frau und auch eines Mannes, eigentlich so nicht zum kulturellen Gut gehören, da nicht auch falsch angemacht?
domradio.de: Die Frage ist auch, ob Erotik, die bei uns in der abendländischen Kultur gerne mal gezeigt wird, ob dieses komplette Nacktsein so viel hergibt?
Terwitte: Nein! Es ist ja nichts langweiliger, als ein nackter Mensch. Interessant ist ja, wenn er nicht ganz nackt ist. Damit haben die großen Künstler immer gespielt. Die Theater spielen auch damit. Es ist immer eine große Frage, was kann man am Ende damit erreichen? Hier soll Geld gemacht werden, hier soll Quote gemacht werden, hier soll Aufmerksamkeit erregt werden. Letztlich wird kein Beitrag zur Kultur geleistet, sondern man macht sich über Menschen lustig, bis in die unterste Schublade hinein. Insofern ist das alles unterhalb der Gürtellinie und damit unter aller Sau!
Das Interview führte Uta Vorbrodt