In Veranstaltungen der Akademien in Nürnberg und Würzburg werde deutlich, "wie sich Menschen von der CSU entfremden, die bisher gerade in dieser Partei in besonderem Maße die Verwirklichung der christlichen Gesellschaftslehre suchten", heißt es darin. Von der CSU wie von anderen Parteien wünsche man sich die Förderung eines Dialogs, der sich ohne polarisierende Vereinfachung der komplexen Wirklichkeit stelle und von Extremismus und Diskriminierung abgrenze.
Die beiden Direktoren würdigten die gewachsene Diskussionskultur als "ein Verdienst aller demokratischen Parteien". Damit habe sich auch deren Selbstverständnis geändert. "Aus weltanschaulichen Feinden konnten politisch Andersdenkende im gemeinsamen Ringen um die Gestaltung eines demokratischen Miteinanders werden." Diese Kultur ändere sich jedoch gerade, und es sei zu befürchten, "dass sie sich auflöst".
Generalisierungen dominieren Argumentationen
In dem Brief wird beklagt, dass nach dem Motto "Man wird doch noch sagen dürfen" mittlerweile rassistisches, nationalistisches und allgemein ausgrenzendes Gedankengut salonfähig geworden sei. Mit Begriffen und sprachlichen Bildern müsse verantwortungsvoller umgegangen werden. So hätten sich Metaphern wie "Flut" und "Welle" im Zusammenhang mit Geflüchteten bei vielen Menschen "längst verbunden zu einem diffusen Gefühl der 'Überfremdung', der 'Islamisierung' und damit Gefährdung 'unseres christlichen Abendlandes'".
Andererseits vermissten viele Akademiebesucher bei politischen Äußerungen von Verantwortlichen der bayerischen Regierungspartei "immer wieder die grundsätzliche christliche Offenheit und Toleranz sowie den Respekt vor den Inhalten des Grundgesetzes, der Genfer Konvention wie auch vor den Menschenrechten". Die Erfahrung der Bildungsarbeit zeige aber, dass viele in der politischen Auseinandersetzung "ein Mehr an Komplexität vertragen".