Pfarrerin Ulrike Scheller über ihren Gewinn des Predigtpreises

Predigt mit Auszeichnung

Gute Predigten, die ihre Zuhörer fesseln, werden jedes Jahr mit dem Ökumenische Predigtpreis ausgezeichnet. Dieses Jahr ging der Preis an Pfarrerin Ulrike Scheller aus Sachsen-Anhalt.

Predigen ist nicht so einfach (KNA)
Predigen ist nicht so einfach / ( KNA )

domradio.de: Sie haben über ein polnisches Gedicht gepredigt und den Ökumenischen Predigtpreis gewonnen. Worum ging es?

Pfarrerin Ulrike Scheller (Gemeinde Bad Lauchstädt, Sachsen-Anhalt): Das Gedicht heißt "Ella im Himmel". Es geht um die Jazzsängerin Ella, die an ihren vielen Kilos leidet und davon gern befreit werden möchte. Der gnädige Gott sagt nein dazu. Er sagt stattdessen: "Am Schluss, wenn alles vorbei bist, kommst du zu mir und machst mir die Freude, mein singender Klotz – du Schatz."

domradio.de: Sie haben das Gedicht zur Grundlage ihrer Predigt gemacht, um zu verdeutlichen, dass Gottes Wort auch durch unüberwindbare Sorgen des Lebens trägt. Wie und mit welcher konkreten Bibelstelle bringt man das in Verbindung? 

Scheller: Ich habe das mit mehreren Bibelstellen verbunden. Mit dem Schöpfungsbericht und mit Stellen aus dem Lukasevangelium, wo es darum geht, dass am Ende aus Osten und Westen und Norden und Süden alle kommen und im Reich Gottes an einer Tafel sitzen werden.  

domradio.de: Es ist aber nicht offensichtlich, dass man sich dafür solch ein Gedicht nimmt. Wie sind Sie darauf gekommen?

Scheller: Ich bin über ein Buch gestolpert und habe ein bisschen darin gelesen. Gerade das Gedicht "Ella im Himmel" von der polnischen Lyrikerin Wisława Szymborska hat mich sehr angesprochen. So dachte ich, dass ich daraus etwas machen kann. Ich habe dann irgendwann einen Abendgottesdienst so genannt.

domradio.de: Sie haben sich gegen andere Bewerber durchgesetzt. Wie funktioniert das? Schickt man die Predigt ein oder gehen die Leute, die das vergeben, rum und hören sich verschiedene an? Wie kann man mitmachen?

Scheller: Man schickt eine Predigt ein. Es können auch andere Leute vorschlagen, dass man etwas einschickt. Nach dem Einsendeschluss wird dann bekanntgegeben, wer gewonnen hat. 

domradio.de: Das war am Mittwoch. Wissen Sie schon, wann und wie Ihnen der Preis verliehen wird? 

Scheller: Ja, am Buß- und Bettag in Bonn. 

domradio.de: Jetzt noch eine andere Frage. Sie sind Pfarrerin in Sachsen-Anhalt. Die Zahl der Christen ist dort nicht besonders hoch. Wenn Sie dort als Predigerin aktiv sind, gehen Sie dort anders an einen Predigttext ran, als wenn man das in Bayern oder im Rheinland machen würde?

Scheller: Das glaube ich nicht. Ich bin in Sachsen-Anhalt aufgewachsen. Deswegen weiß ich gar nicht, wie ich das wo anders machen würde. Ich vermute allerdings, genauso. Sie haben natürlich Recht. Wir haben eine sehr geringe Christenanzahl. Wir können nicht davon ausgehen, dass die Leute immer mit theologischen Begriffen umgehen können oder diese alten Geschichten kennen. Aber sie sind genauso ansprechbar und interessierbar. Ich glaube, das ist bei uns nicht viel anders als wo anders. 

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Pfarrerin Ulrike Scheller. / © Ulrike Scheller (privat)
Pfarrerin Ulrike Scheller. / © Ulrike Scheller ( privat )
Quelle:
DR