Gott habe sich den Menschen in Gnade und Liebe zugewandt, es sei aber nicht so, "dass wir die Hände in den Schoß legen können". Die Menschen seien vielmehr aufgerufen, "im Wissen um unsere neue Existenz und unsere Hoffnung auf den Himmel aktiv zu werden", äußerte der Bischof.
Zdarsa bezeichnete die Frage der Rechtfertigung, also Erlösung durch Gottes Gnade oder durch menschliche Werke, als "lutherisches Problem" und fügte hinzu: "Es ist ein Jammer, dass sich aus den banalen Sprüchen eines Ablasshändlers die Kirchenspaltung ergeben hat." Die Aufrufe von Johann Tetzel zum Kauf von Ablässen hatten im 16. Jahrhundert zur Reformation geführt. 2017 jährt sich deren Beginn zum 500. Mal. Die Rechtfertigung ist ein zentrales Element der Theologie des Reformators Martin Luther (1483-1546).
Der Augsburger Bischof äußerte sich beim Semesteranfangsgottesdienst der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) in der Eichstätter Schutzengelkirche. An der Feier nahmen mehrere hundert Studierende sowie Hochschulangehörige teil. Die KU ist die einzige katholische Universität im deutschen Sprachraum. An der früheren Universität Ingolstadt wirkte in der Reformationszeit der katholische Theologe Johann Eck (1486-1543), einer der Hauptwidersacher Luthers.