Streit am Petersplatz gegen Fastfood-Kette

Kardinäle gegen Burgerbrater

Der Inbegriff des Kapitalismus in den Gemäuern des Vatikans? Die Pläne für einen McDonald's genau am Petersplatz stoßen auf erheblichen Widerstand. Selbst Kardinäle sind empört - und Papst Franziskus könnte es auch nicht in den Kram passen.

Autor/in:
Annette Reuther und Lena Klimkeit
McDonald´s Schild in Rom / © Lena Klimkeit (dpa)
McDonald´s Schild in Rom / © Lena Klimkeit ( dpa )

Der Papst erzählt gern, wie sehr er sich wünsche, einfach mal wieder wie ein normaler Mann zum Pizza essen zu gehen. Pizzerien gibt es rund um den Vatikan genug. Bald könnte Franziskus auch genau vor seiner Haustür Hamburger und Pommes essen und eine Cola aus einem großen Becher trinken. Die geplante Eröffnung einer McDonald's-Filiale wenige Schritte vom Petersplatz in Rom entfernt, entrüstet nicht nur die umliegenden Ladeninhaber. Mittlerweile haben sich auch hochrangige Kardinäle in die Debatte über Pro-oder-Contra-Burger eingeschaltet.

Kardinäle wohnen in möglichem Fastfood-Gebäude

Denn: Der US-Fastfoodriese soll in eine Immobilie ziehen, die dem Vatikan gehört, und eine saftige Miete an den Kirchenstaat zahlen. In dem Gebäude wohnen namhafte Kardinäle. Einen Steinwurf davon entfernt lebte auch Joseph Ratzinger, bevor er zum Papst Benedikt XVI. gewählt wurde. Heute residiert dort der deutsche Präfekt der Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller. McDonald's - Sinnbild für Globalisierung, Wegwerfgesellschaft und Schnelllebigkeit - in den Gemäuern der katholischen Kirche - das dürfte auch Franziskus, der unermüdlich das Gegenteil predigt, nicht gefallen.

"Der Inbegriff des Kapitalismus in einem Gebäude des Vatikan - das ist reine Blasphemie", sagt Azzurra Giovannola vor ihrem Café - direkt gegenüber ist das leerstehende Lokal mit den großen Fenstern, in das das Schnellrestaurant einziehen soll. Sie sorgt sich auch um die Sicherheit. Publikum aus aller Welt, und dann noch ein Fastfoodrestaurant, das unzählige Menschen mehr anziehen werde, das könne schnell Ziel eines Anschlags werden. Die Terrorvorkehrungen in der Gegend sind sowieso schon überall zu sehen.

Sorge bei kleinen Restaurants

Borgo Pio ist eine der bekanntesten Touristenmeilen in Rom. Nicht weit entfernt gibt es schon einen McDonald's - aber er liegt eben nicht genau vor der Vatikanmauer. Hier treten sich die Touristen auf die Füße - essen in kleinen Restaurants, die den Anspruch haben, traditionelles römisches Essen anzubieten, oder kaufen in den Souvenirshop. "Wir sind mitten im historischen Zentrum, für die kleinen Läden kündigt sich eine Krise an", sagt Snack-Verkäufer Fabrizio, der sich um sein Geschäft sorgt. Andere befürchten Müll, Gestank und Lärm.

Das Gebiet ist voller Touristen, rund um den Petersplatz kann man sich vor Nepp kaum retten - die Stadt versucht in regelmäßigen Abständen, der Abzocke Einhalt zu gebieten. Mit wenig Erfolg. Auf der anderen Seite gibt es hier aber auch noch uralte Traditionsläden: So wie den Bäcker "Panificio", wo Angelo Arrigoni schon für Kardinal Ratzinger Kekse und Brot backte. Er versteht also viel von Tradition und von der Seele dieser Gegend. "Wir sind nicht glücklich über die Pläne", sagt er. "Warum? Weil wir hier schon ewig unsere Läden haben, unsere Produkte selbst herstellen. Das hat einen enormen Wert!"

Angeblich sollen die Purpurträger schon einen Beschwerdebrief an Franziskus geschrieben haben. Eine Bestätigung dafür gab es nicht. Und McDonald's erklärte, die Debatte nicht kommentieren zu wollen.

Kritik von Kardinälen

Einige Kardinäle sprechen offen ihren Unmut aus. Die Entscheidung für einen mehr als 500 Quadratmeter großen McDonald's sei "abnormal" und respektiere in keiner Weise die architektonische und urbane Tradition des Ortes, schimpfte beispielsweise Kardinal Elio Sgreccia in der Zeitung "La Repubblica". Die Räume könnte man vielmehr für die Bedürftigen in der Gegend benutzen - "so wie es der Heilige Vater lehrt".

Bei der vatikanischen Güterverwaltung Apsa kann man die Aufregung nicht verstehen. "Ich sehe keinen Skandal", sagt Apsa-Präsident, Kardinal Domenico Calcagno, in "La Repubblica". Alles sei im Rahmen des Gesetzes geschehen. "Natürlich kann jeder seine Sicht der Dinge äußern, auch meine Kardinals-Brüder. Wir können nicht alle einer Meinung sein."

So mancher Tourist kann dem Vorhaben auch was Positives abgewinnen. "Dann gibt es wenigstens saubere Toiletten, auf die man gehen kann", sagt Jochen aus Aachen.


Quelle:
dpa