Zu feiern gebe es die positiven Folgen der Reformation: "die Wiederentdeckung des Evangeliums, vor allem von der Rechtfertigung aus Gnade", sagte Koch im Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Dafür können und sollen wir dankbar sein - ebenfalls für 50 Jahre intensiven ökumenischen Dialoges zwischen Lutheranern und Katholiken."
Spaltung kein Grund zur Freude
Auf der anderen Seite habe die Reformation mit ihrem Beginn vor 500 Jahren "nicht die erwünschte Erneuerung der Kirche gebracht, sondern zur Spaltung und zu den grausamen Konfessionskriegen im 16. und 17. Jahrhundert geführt", betonte Koch. Das sei kein Anlass, um zu feiern, "sondern nur Schuld einzugestehen und Buße zu tun". Der Reformator Martin Luther habe keine Kirchenspaltung und keine neue Kirche gewollt.
Die bevorstehende Reise von Papst Franziskus ins schwedische Lund sei "freilich nicht Abschluss des Dialogs, sondern, so hoffe ich, der Beginn von neuen Dialogschritten in die Zukunft", so Koch. Offene Fragen seien nach wie vor das Ämterverständnis, die Rolle des Papstes oder auch die Eucharistie.
Neue gemeinsame Erklärung vorbereiten
"Ich habe deshalb den Vorschlag gemacht, dass wir auf eine neue gemeinsame Erklärung zwischen Lutheranern und Katholiken über Kirche, Eucharistie und Amt zugehen sollten. Dies wäre gewiss ein verheißungsvoller Schritt." Das Reformationsgedenken als Christusfest zu begehen, halte er für sehr sinnvoll, so Koch.
Angesprochen auf die aktuelle Christenverfolgung in verschiedenen Ländern sagte der Kardinal, dass "man zwischen Glaubensfragen und Martyrium keinen Gegensatz sehen" solle. "Die Märtyrer zeigen uns aber, dass viele ökumenische Hindernisse mit dem totalen Einsatz bis zur Hingabe des Lebens überwunden werden können." Sie würden helfen, die Einheit wiederzufinden. "In der frühen Kirche wurde nach der Überzeugung gelebt, dass das Blut der Märtyrer der Same für neue Christen ist. Ich bin überzeugt, dass heute das Blut von so vielen Märtyrern der Same für die Einheit des Leibes Christi sein wird."