domradio.de: Sind alternative Bestattungsformen im Erzbistum Köln ein Thema?
Eva-Maria Will (Diplom-Theologin, Referentin beim Erzbistum Köln): Ich kann Ihnen da jetzt keine Zahlen nennen. Natürlich gibt es den Trend - auch bundesweit. Man muss sich vor Augen führen, dass es eine Tendenz gibt, alternative Bestattungsformen zu suchen. Nicht nur die Erd- oder Feuerbestattung werden in Betracht gezogen, sondern auch die Möglichkeit, die Asche nach einer Verbrennung zu einem Schmuckstück, zu einem Diamanten, zu pressen. Oder auch Formen, die ja gar nicht so neu sind, wie Seebestattung oder die Friedwaldbestattung. Es gibt ein Interesse, sich für solche Formen zu öffnen.
domradio.de: Bietet das Erzbistum Köln zu diesem Thema Unterstützung an oder wollen Sie damit lieber gar nichts zu tun haben, wenn jetzt jemand kommt, der die Asche des Großvaters in einen Diamanten pressen lassen will?
Will: Damit haben wir natürlich gar nichts zu tun und das suchen die Leute auch bei uns nicht. Die Menschen, die zu uns kommen, fragen nach Formen wie etwa der klassischen, traditionellen Erdbestattung oder der Feuerbestattung. Es kommen natürlich auch Menschen, die sagen: Wir möchten gerne unseren Angehörigen in einem traditionellen Friedwald beerdigen lassen. Und das ist natürlich dann eine ganz besondere Form. Darüber muss man dann auch reden, welche Rahmenbedingungen es dafür gibt.
domradio.de: Der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, hat in einem Papier jetzt festgelegt, dass die Kirche weiter Erdbestattungen bevorzugt. Aber sie regeln Friedwald- oder Feuerbestattungen neu. Zum Beispiel steht in dem Papier: "Eine Aufbewahrung der Asche im Wohnort ist aus Pietätsgründen zum Beispiel verboten." Das ist dann die Großmutter, die in einer Urne auf dem Kamin steht. Wo ist da das Problem?
Will: Das ist bei uns in Deutschland nicht möglich, denn wir haben hier einen Friedhofszwang. Das ist nicht nur eine Vorschrift der Kirche, sondern auch eine Regel vom Staat. Es geht dabei immer auch darum, Missbrauch vorzubeugen. Denn Sie und ich, wir haben sicherlich eine Vorstellung davon, wie wir unseren Angehörigen würdevoll bestatten wollen und würden auch mit der Asche entsprechend umgehen. Aber es ist natürlich Tür und Tor geöffnet, um Missbrauch mit der Asche zu treiben. Dann ist die Frage, was passiert mit der Asche, wenn zum Beispiel der Angehörige stirbt, der sich diese Asche ins Regal gestellt hat.
domradio.de: Viele Menschen vertrauen die Asche ihrer Angehörigen dem Meer an. Wie steht die Kirche dazu?
Will: Das ist generell möglich. Das ist ja auch eine ganz alte Form, die natürlich eher mit der Seefahrt verbunden war. Es war klar, wenn ein Matrose oder ein Besatzungsmitglied auf hoher See starb, dann musste die Bestattung natürlich auf See vollzogen werden. Und wenn so etwas generell möglich ist, dann kann man das natürlich auch schlecht verbieten. Auch da gibt es Bedingungen. Die Asche des Verstorbenen muss dann auch in einer Urne beigesetzt werden. Das gilt übrigens auch für den Friedwald oder auch für andere Orte. Die Kirche wendet sich gegen das Austreuen von Asche. Das lässt sich an sich auch gut erklären und begründen. Es geht darum, die Würde der menschlichen Person und ihre Integrität auch über den Tod hinaus zu bewahren und nicht die Asche irgendwo zu verstreuen oder zu verteilen.
domradio.de: Der Vatikan sagt jetzt, grundsätzlich ist der Friedwald kein Problem. Dann darf diese Bestattung aber nicht anonym geschehen. Was ist da der Hintergrund?
Will: Das betrifft eigentlich auch alle Formen der Bestattung. Ein Mensch darf nicht anonym bestattet werden. Jeder Mensch hat eine individuelle Persönlichkeit und die soll auch im Tod und darüber hinaus gewahrt bleiben. Das ist auch für die Angehörigen sehr wichtig, dass sie den Ort der Bestattung wieder finden. Und weiter ist es eine Rahmenbedingung, dass es eine Möglichkeit gibt, ein christliches Symbol anzubringen, das den Glauben des Verstorbenen, des Getauften, zum Ausdruck bringt. Nämlich die Hoffnung, einst von Gott auferweckt zu werden. In ein neues Leben gerufen zu werden. Bei Gott vollendet zu werden.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.