KNA: Gruselclowns machen derzeit die Welt unsicher. Kennen Sie das Phänomen?
Willibert Pauels (Diakon und Büttenclown): Ich bin ja begeisterter Leser von Stephen King und seinem Roman "Es". Die aktuellen Umtriebe haben natürlich ein gewisses Vorbild in "Es", wo das Böse in die Rolle des Horrorclowns "Pennywise" schlüpft. Außerdem gibt es ja die Coulrophobie.
KNA: Nämlich...
Pauels: ... die krankhaft-zwanghafte Angst vor Clowns. Die kommt gar nicht so selten vor.
KNA: Also ist Horror ohnehin mit der Figur des Clowns verbunden?
Pauels: Von der Art der Erscheinung her birgt der Clown einen gewissen Schrecken - mit der starren Maske und dem weißen Gesicht, das man sonst nur von Geistern kennt.
KNA: Dann ist der Clown also gar nicht so lustig.
Pauels: Doch, doch, der Clown ist eine positive Figur. Mit seiner Tollpatschigkeit und roten Nase hat er viel von Kindern, die gerade jetzt bei den kühleren Temperaturen auch so schöne rote Rotznasen haben. Der Clown steht für Lachen - und Heilen. Und wer die Figur nutzt, um andere zu erschrecken, pervertiert den Clown in sein Gegenteil - so wie der gefallene Engel Luzifer das Göttliche ins Teuflische verkehrt. Und wenn das dann auch noch mit Gewalt einhergeht, ist das besonders übel. Das ist wirklich diabolisch.
KNA: Was motiviert Menschen, als Schreckgespenst aufzutreten?
Pauels: Es gibt diese Faszination des Bösen. Nehmen Sie diese herrlich grässliche Figur des von der dunklen Macht verführten Darth Vader aus Star Wars. Da ist ein großer Reiz, sich das anzuschauen. Übrigens: Im Tod entdeckt Darth Vader dann doch noch das Gute in sich und wechselt die Seite.
KNA: Horrorclowns wandeln sich nicht und bleiben aggressiv.
Pauels: Wenn sie sich gewalttätig aufführen, gehört das bestraft - so wie randalierende Hooligans auch mit Strafe rechnen müssen.
Das Interview führte Andreas Otto.
