Vatikan-Jugendseelsorger: Facebook-Freunde machen oft einsam

Maske als Schutz gegen Spott

Viele Jugendliche sind trotz Hunderter Facebook-Freunde einsamer und verzweifelter als früher, wie der oberste Jugendseelsorger des Vatikan, Joao Chagas, der österreichischen Presseagentur Kathpress in Wien sagte.

Facebook / © Jens Büttner (dpa)
Facebook / © Jens Büttner ( dpa )

"Je mehr 'Freunde', desto größer meistens die Einsamkeit. Denn was man in den Sozialen Netzen preisgibt, ist ein geschöntes Bild. Man zeigt eine Maske, um nicht ausgelacht zu werden."

Schwächen akzeptieren

Der Ordensmann ermuntert gläubige Menschen und die Kirche insgesamt, Jugendliche mehr anzuhören und sich von ihnen über ihr Leben erzählen zu lassen. Dazu habe der Papst in seinem Schreiben "Evangelii gaudium" (2013) aufgerufen. Er spreche von der Barmherzigkeit, auch mit Blick auf die nicht geglückten Seiten in den Leben der jungen Menschen.

"Sie sollen sich auch mit ihren Schwächen angenommen fühlen, denn für viele Jugendliche gibt es trotz breiter oberflächlicher digitaler Vernetzung niemanden, der sie annimmt, wie sie sind", so Pater Chagas. Der 42 Jahre alte Ordenspriester aus Brasilien war Mitgestalter der Weltjugendtage von Rio de Janeiro und Krakau. Zuletzt ernannte ihn Papst Franziskus zum Leiter der Jugendsektion im neuen Vatikan-Dikasterium für Laien, Familie und Leben.

Glauben erlebbar machen

Chagas beobachtet in vielen Ländern, darunter auch in Brasilien, seit etwa 15 Jahren ein Anwachsen von robuster Jugend-Religiosität innerhalb der katholischen Kirche. In den Jahren 1970 bis 2000 habe die Kirche hingegen viele Menschen, vor allem Jugendliche, verloren. "Die Jugendlichen heute sind Katholiken, weil sie lebendige Glaubenserfahrungen gemacht haben." Es gehe ihnen um Gebet, um Gemeinschaft, um den Dienst am Nächsten, der Hilfe brauche.


Facebook-Gründer Marc Zuckerberg bei Papst Franziskus / © Osservatore Romano (KNA)
Facebook-Gründer Marc Zuckerberg bei Papst Franziskus / © Osservatore Romano ( KNA )
Quelle:
KNA