Helmut Dieser wird als Bischof von Aachen eingeführt

Wertkonservativer wider den tierischen Ernst

Am Samstag übernimmt Helmut Dieser offiziell die Leitung des Bistums Aachen. Damit erhält Deutschlands westlichste Diözese nach elf Monaten einen neuen Bischof. Ein Neuling im Geschäft ist der Rheinländer aber nicht.

Helmut Dieser, künftiger Bischof von Aachen (Bistum Trier)
Helmut Dieser, künftiger Bischof von Aachen / ( Bistum Trier )

Kardinal Reinhard Marx bescheinigt ihm "theologische Weite" und eine "verbindliche und fröhliche Art". Auch die Freude am Karneval dürfte kein Nachteil sein für Aachens neuen Bischof Helmut Dieser. Schon bei seinem Antrittsbesuch Ende September ließ sich erahnen, dass der bisherige Trierer Weihbischof das Leben auch mal "wider den tierischen Ernst" betrachten kann. Am Samstag wird der 54-Jährige als Bischof von Aachen eingeführt.

Neue Herausforderung

An der Spitze eines Bistums zu stehen, müsse er erst noch lernen, sagt Dieser, der seit 2011 Weihbischof im rheinland-pfälzischen Nachbarbistum war. Und wie in Trier, wo im April die Bistumssynode zu Ende ging, wolle er in Aachen "das Synodale" pflegen, also die gemeinsamen Beratungen von Klerikern und Laien. Dabei gelte es, auf Zwischentöne zu hören und "Verkrustungen" in der Kirche anzugehen, betont der promovierte Theologe.

Er wünsche sich eine menschenfreundliche Kirche, die aus dem 2.000-jährigen Erbe schöpft, jedoch herausarbeitet, was der Glaube unter heutigen Vorzeichen bedeute. "In dem Sinne bin ich konservativ, aber offen dafür, wie es heute gesagt werden kann und muss", so der neue Bischof, der ausdrücklich jüngere Menschen erreichen möchte.

Zugewandter Seelsorger und Karnevalist

Helmut Dieser wurde am 15. Mai 1962 in Neuwied am Rhein geboren. Er studierte in Trier und Tübingen Theologie und wurde am 8. Juli 1989 vom damaligen Bischof Hermann Josef Spital zum Priester geweiht. Nach der Kaplanszeit in Bad Neuenahr-Ahrweiler war er ab 1992 wissenschaftlicher Mitarbeiter für Dogmatik an der Theologischen Fakultät Trier. 1998 wurde er mit seiner Dissertation "Der gottähnliche Mensch und die Gottlosigkeit der Sünde" zur Theologie von Hans Urs von Balthasar im Fach Dogmatik promoviert.

Danach wurde er Pfarrer in mehreren Gemeinden und Dozent für Predigtlehre am Studienhaus Sankt Lambert in Lantershofen. Papst Benedikt XVI. ernannte ihn 2011 zum Weihbischof in Trier, wo er am 5. Juni 2011 geweiht wurde. In der Bischofskonferenz ist er Mitglied der Glaubens- und der Pastoralkommission.

Dem Mann mit der Goldrandbrille eilt der Ruf eines unaufgeregten, zugewandten Seelsorgers ohne die Allüren eines Kirchenfürsten voraus. Dazu passt, dass er den Karneval schätzt, weil er mit seiner Fröhlichkeit Nähe zwischen den Menschen bringen könne. "Ich bin nicht der, der einen ganzen Saal unterhalten kann, bin kein Sitzungspräsident, aber ich bin gerne dabei", so der Geistliche mit dem verschmitzten Lächeln.

Ökumene und interreligiöser Dialog

Genau wie sein Vorgänger Heinrich Mussinghoff hält er die Ökumene für "ganz entscheidend". Es sei eine Frage der Glaubwürdigkeit, dass die Kirchen hier Klärungen zu weiteren konkreten Schritten finden müssten. Ebenso ist für Dieser der interreligiöse Dialog unerlässlich, um in einer globalisierten Welt ein Zusammenleben in Frieden zu ermöglichen.

Innerkirchlich nennt er den verstärkten Einsatz von Laien in der Seelsorge unverzichtbar und eine Bereicherung - nicht nur angesichts der geringer werdenden Zahl von Priestern. Zugleich bittet der siebte Bischof der 1930 neu gegründeten Diözese Aachen alle um ein Jahr Geduld.

Klare Stellungnahme bei Treueeid

Am vergangenen Donnerstag hat Dieser bereits seinen Treueeid gegenüber dem Staat geleistet, wie es für Diözesanbischöfe Pflicht ist. Bei dem Termin in der Düsseldorfer Staatskanzlei vor SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft beklagte er eine "erschreckende Verrohung" der gesellschaftlichen Debattenkultur.

Populismus, Abgrenzung und Abwertung breiteten sich gegenwärtig in Deutschland aus, die Aggressivität nicht nur in sozialen Medien steigere sich zum Hass gegen Flüchtlinge, Politiker, den Staat, die Gesellschaftsordnung, kritisierte Dieser. Darauf dürfe die Gesellschaft "nicht nur mit Ratlosigkeit" reagieren. Damit positionierte sich der neue Aachener Bischof als Kirchenmann, der in der Öffentlichkeit klar Stellung beziehen kann.

Amtseinführung durch Kardinal Woelki

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki nimmt als Metropolit der Rheinischen Kirchenprovinz die Einführung des neuen Bischofs von Aachen vor. Dieser leitet die Messe und hält auch die Predigt. An die vom WDR-Fernsehen übertragene Feier schließt sich ein Empfang im Krönungssaal des Aachener Rathauses an.

Beim Pontifikalamt konzelebrieren unter anderen Kardinal Woelki, der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, Aachens Altbischof Mussinghoff sowie der Generalsekretär der kolumbianischen Bischofskonferenz, Weihbischof Elkin Fernando Alvarez Botero.

Siebter Bischof von Aachen

Papst Franziskus hatte den bisherigen Trierer Weihbischof Dieser am 23. September zum Aachener Bischof ernannt. Er folgt auf den seit 8. Dezember 2015 emeritierten Bischof Mussinghoff, der dem Bistum Aachen seit 1995 vorstand. Da das Bischofshaus derzeit renoviert wird, bezieht der neue Oberhirte vorläufig eine Wohnung im Priesterseminar.

 

Das feierliche Pontifikalamt zur Amtseinführung von Bischof Dieser überträgt domradio.de ab 9.30 Uhr im Web-TV mit freundlicher Genehmigung des WDR.


Quelle:
KNA
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