Folgen des Trump-Siegs für die Arbeit von Adveniat

Noch mehr Unterstützung für Migranten

"Armes Mexiko! So weit weg von Gott und so nah dran an den USA" - Ein alter Spruch in Mexiko, der durch den Wahlsieg von Trump wieder aufflammt. Das Hilfswerk Adveniat spricht im domradio.de - Interview über Trumps Abschottungspolitik und die wirtschaftlichen Folgen für Lateinamerika.

Mexikaner demonstrieren gegen Trump / © Jorge Nunez (dpa)
Mexikaner demonstrieren gegen Trump / © Jorge Nunez ( dpa )

domradio.de:  Während des Wahlkampfs hatte Trump speziell die Mexikaner in den USA pauschal als Vergewaltiger und Verbrecher diffamiert und den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko angekündigt. Das lässt nichts Gutes erwarten, oder?

Prälat Bernd Klaschka (Hauptgeschäftsführer des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat): Ich denke, wir müssen unterscheiden zwischen seinen Äußerungen im Wahlkampf und der realen Politik, die er nachher betreiben wird. Ich glaube, die Schimpfkanonade gegenüber den Mexikanern zielte wirklich erst einmal darauf ab, Stimmen im amerikanischen Sektor selbst zu gewinnen. Natürlich hat er ein kritisches Verhältnis zu den Mexikanern; sie als Vergewaltiger oder Kriminelle zu bezeichnen ist eine bodenlose Diffamation.

Allerdings muss man auf der anderen Seite sehen, dass es auch Hispanics gibt, also spanischsprachige Bürger in den USA, die tatsächlich Trump gewählt haben. Er hat nämlich auch eine Angst von Mexikanern in den USA angesprochen, die schon länger da sind und jetzt fürchten, ihre Arbeit zu verlieren, sollten noch mehr Mexikaner kommen. Genau diese Angst hat Trump populistisch ausgenutzt. Mit Blick auf die Mauer gab es auch schon mexikanische Reaktionen à la  "Die soll er mal schön selbst bauen!" Denn bei seinem Besuch in Mexiko hatte Trump gesagt, die Mexikaner sollten diese Mauer bauen. Trumps Abschottungspolitik wird schon Wirklichkeit werden, denke ich. Wie sie dann allerdings im täglichen Umgang mit den Mexikanern umgesetzt wird, da bin ich noch etwas zurückhaltend in der Bewertung.       

domradio.de: Mexiko exportiert im Moment zu fast 80 Prozent in die USA - wenn Trump, wie angekündigt, das Freihandelsabkommen NAFTA aufkündigt, wird das massive Folgen für die ohnehin gebeutelte mexikanische Wirtschaft haben.

Klaschka: Das würde massive Folgen haben für die nicht einfache wirtschaftliche Lage; allerdings hatte dieses Freihandelsabkommen NAFTA ohnehin nicht nur positive Aspekte für die Menschen in Mexiko. Insbesondere für die Landwirtschaft gab es große Nachteile, weil in dem Abkommen die Interessen der US-amerikanischen Farmer im Vordergrund standen – zu Lasten der mexikanischen Landwirtschaft. Ich glaube außerdem, so leicht wird Trump dieses Freihandelsabkommen nicht aufkündigen können, weil er dann massive Probleme mit den Farmern zu Hause in den USA bekommt. 

domradio.de:  In den USA leben über 10 Millionen illegale Einwanderer - ein Großteil davon aus Mexiko und Mittelamerika. Ihnen hat Trump mit Deportation gedroht. Fürchten Sie, dass er damit ernst macht?

Klaschka: Es gibt solche Deportationen an der mexikanisch-US-amerikanischen Grenze ja heute schon. Viele wissen sicher gar nicht, dass unter Barack Obama mehr Menschen nach Mexiko zurück abgeschoben worden sind als unter George W. Bush. Was Trump angeht, glaube ich, dass er mit seinen Ankündigungen ernst machen muss,  wenn er glaubwürdig bleiben will. Das wird neue  Probleme in Mexiko und den mittelamerikanischen Ländern hervorrufen – legaler und illegaler Art.   

domradio.de: Was für Folgen wird der Trump-Triumph für die konkrete Arbeit von Adveniat haben?

Klaschka: Wir haben darüber nachgedacht, was das bedeuten könnte. Wir glauben, dass wir bei Adveniat  gerade die Frage der Migration noch stärker in den Blick nehmen müssen. Die Frage der Deportationen an der Grenze zwischen Mexiko und den USA; dass wir dort zum Beispiel Initiativen unterstützen, die die Menschen dort auffangen. Mexiko wird selbst Probleme in dieser Hinsicht bekommen und in der Folge die eigenen Grenzen, etwa die zu Guatemala dichter machen. Auch da wird sich die Lage also verschärfen. Da müssen wir  überlegen, wie wir die Menschen sowohl in Mexiko als auch in Guatemala begleiten und unterstützen können - zum Beispiel in Projekten der Migrantenseelsorge und der Begleitung von Migranten. Das haben wir schon bisher getan, aber ich denke, das wird auch eine besondere Herausforderung für unsere Arbeit in der kommenden Zeit.

Das Gespräch führte Silvia Ochlast. 


Prälat Bernd Klaschka (dpa)
Prälat Bernd Klaschka / ( dpa )
Quelle:
DR