Ukrainischer Großerzbischof bittet um Beistand der EU

"Gebt die Ukraine nicht auf!"

Am Donnerstag war er noch beim Papst, jetzt appelliert er in derselben Sache an die Europäische Union: Der Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk wirbt um Unterstützung für die Ukraine.

Großerzbischof Schewtschuk im Vatikan / © Romano Siciliani (KNA)
Großerzbischof Schewtschuk im Vatikan / © Romano Siciliani ( KNA )

Der Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk hat an die EU appelliert, die Ukraine nicht aufzugeben. Das ukrainische Volk sei "geeint im Streben, in die europäische Familie zurückzukehren, wohin es gehört", sagte er am Samstag im Interview der Wiener Presseagentur Kathpress. Das Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-katholischen Kirche (UGKK) hält sich bis Sonntag in Österreich auf.

"Alle wollen die Ukraine als ein freies europäisches Land sehen", sagte Schewtschuk. Die Prinzipien von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten seien unbestritten. Dies müsse freilich nicht zugleich auch eine sehr rasche Mitgliedschaft in der Europäischen Union bedeuten.

Freie Ukraine?

Laut Schewtschuk gilt die Orientierung Richtung Westen auch für die Bevölkerung in den umkämpften Gebieten der Ostukraine. Er sprach von "gefangenen" Menschen in der Region von Donezk und Lugansk, die auf ihre "Befreiung" warteten. Schewtschuk: "Die Menschen dort erkennen zunehmend, dass Russland sie nicht braucht und nicht will."

Auch ihre Zukunft liege in einer freien und unabhängigen Ukraine.

Der Großerzbischof zu Gast in der Ostukraine

Vergangene Woche hatte Schewtschuk die Ostukraine besucht. Sein Eindruck: Eine Lösung des Konflikts könne nicht von außen kommen, sondern nur innerhalb der Ukraine ihren Anfang nehmen. Die Menschen seien "des Krieges müde" und realisierten, dass ihnen niemand von außen helfen werde.

Die Ukraine müsse sich in erster Linie selbst helfen. Er setze voll auf die Zivilgesellschaft, so der Großerzbischof. "Politiker kommen und gehen, aber das Volk bleibt."

Schewtschuk beim Papst

Am Donnerstag hatte der Papst Schewtschuk zu einer Privataudienz empfangen. Franziskus sei den leidenden Menschen in der Ukraine sehr nahe, so der Geistliche aus Kiew. Er räumte jedoch ein, dass es nach der Begegnung des Papstes mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill auf Kuba im Februar "Unverständnis" gegeben habe.

Einige Punkte der gemeinsamen Erklärung von Papst und Patriarch hätten nach Ansicht der Ukrainer nicht die tatsächliche politische und kirchliche Situation in der Ukraine widergespiegelt. "Es war deshalb unsere Pflicht, den Papst aufzuklären", so Schewtschuk wörtlich.


Quelle:
KNA