Noch riecht es nach Farbe und frischem Holz. Die Betten sind unbenutzt und der Innenhof liegt leer am Fuße der alten romanischen Kirche St. Pantaleon im Kölner Süden. Doch Rainer Maria Kardinal Woelki kann sich schon jetzt genau vorstellen, wie es hier schon in wenigen Monaten aussehen wird: "Lebendig, quirlig und mit vielen, vielen Kindern!"
Am Montagvormittag hat der Kölner Erzbischof das integrative Wohnprojekt für Flüchtlinge an der Kölner Kirche St. Pantaleon eingeweiht. Die Wohnanlage besteht aus 32 Wohnungen. Davon sollen 22 vorwiegend an christliche Flüchtlingsfamilien vergeben werden, die übrigen werden an Kölner Bürger vermietet. Hinzu kommen Schutzwohnungen für geflüchtete Frauen und Kinder sowie Räume für 25 bis 30 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Die Betreuung wird der Sozialdienst Katholischer Frauen (SkF) übernehmen.
Umbau innerhalb von weniger als einem Jahr
Das zentrale Anliegen des Projektes: es geht um mehr als ein Dach über dem Kopf, es geht um ein neues Zuhause für die künftigen Bewohner. Die Wohnungen sind in freundlichen Farben gestrichen, es gibt Gemeinschaftsräume für Sprachkurse, für Sport und ein Musikzimmer, denn, so betont der Kardinal: "Menschen irgendwie in irgendwelchen Unterkünften unterzubringen, das ist zu wenig, da gehört mehr zu, um Menschen wirklich willkommen zu heißen und ihnen einen Perspektive in unserem Land zu geben!"
In noch nicht einmal einem Jahr wurde das Gebäude, in dem vorher ein Seniorenheim untergebracht war, umgebaut. Das Erzbistum Köln hatte den Ankauf organisiert und für das Projekt 2,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Realisiert wurde es schließlich von der Aachener Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft in Zusammenarbeit mit der Gemeinde.
Päpstlicher Orden für den Projektleiter
Benjamin Marx ist Projektleiter bei der Aachener Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft und er sieht in dem Projekt einen wichtigen Beitrag gegen den "sozialen Tod", wie er sagt: "Menschen, die auf der Flucht waren, sollten schnell einen Anschluss finden und da anknüpfen, wo sie aufgehört haben. Wir sollten sie nicht in Heimen "verwahren", sondern sie aktiv ins Leben einbinden", fordert er. Denn unter normalen Wohnbedingungen sei es ungleich leichter, Deutsch zu lernen, sich beruflich zu qualifizieren und im täglichen Zusammenleben zu erfahren, wie Deutschland funktioniert.
Für sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement wurde Marx zugleich von Papst Franziskus zum "Ritter des Silvesterordens" ernannt. Bei der Segnungsfeier an St. Pantaleon an diesem Montag überreichte Kardinal Woelki ihm die zugehörigen Ordensinsignien. Mit dem Silvesterorden werden Laien für ihr besonderes Engagement rund um Kirche und Ehrenamt geehrt.
Idee in Zusammenarbeit mit der orthodoxen Kirche entstanden
Die Idee zu dem integrativen Wohnprojekt an St. Pantaleon war im Gespräch mit Vertretern der orthodoxen Kirche entstanden. "Es sei sehr schwierig, auch für christliche Flüchtlinge eine Unterkunft zu finden", erinnert sich Kardinal Woelki an dieses Gespräch. "Und dass sie auch eine Möglichkeit haben müssten, als eine Kommunität zu leben. Da haben wir gedacht, dass das hier ein ganz schöner Ort ist in der Nähe von St. Pantaleon. Denn hier liegt auch die aus Byzanz stammende Kaiserin Theophanu begraben. Und wir waren der Meinung, dass dies ein Ort sein könnte, wo christliche Familien auch ein Stück Beheimatung für ihren Glauben finden können."