Katholiken-Komitee blickt mit vielen Themen in die Zukunft

Volle Fahrt voraus

Rente, Mitsprache von Laien und ein großes Christentreffen: Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken hatte sich viel vorgenommen. Doch oft war auch ein Thema präsent, das nicht auf der Tagesordnung stand.

Autor/in:
Leticia Witte
ZdK-Vollversammlung / © Harald Oppitz (KNA)
ZdK-Vollversammlung / © Harald Oppitz ( KNA )

Morddrohungen gegen Erzbischof Ludwig Schick, Schmähbotschaften im Internet, ein US-Wahlkampf voller Populismus: Diese Themen gingen auch nicht spurlos an der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) in Bonn vorbei. Wenngleich es am Freitag und Samstag neben der Mitsprache von Laien in der Kirche, dem Ökumenischen Kirchentag, der Rentendebatte und der Wahl neuer ZdK-Mitglieder auch noch viele andere Themen zu besprechen gab.

Dennoch: Präsident Thomas Sternberg rief alle Christen auf, gegen Hass und populistische Parolen die Kraft der Argumente zu setzen.Ebenso wie der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse zeigte sich Sternberg besorgt über den Verlauf des US-Wahlkampfes: Dieser dürfe nicht zum Vorbild für Deutschland werden. Und mit Blick auf den für 2018 in Münster geplanten Katholikentag sagte Sternberg, dass man dort zwar sicher munter streiten werde - jedoch "ohne sich zu verletzen und sich abzugrenzen".

Diskussion um Brustkreuze am Tempelberg

Der ZdK-Präsident kritisierte auch die in manchen Medien und sozialen Netzwerken ausgetragene Debatte über den jüngsten Besuch katholischer und evangelischer Bischöfe auf dem Tempelberg in Jerusalem. Sternberg verteidigte die Entscheidung der Bischöfe, ihre Brustkreuze zeitweise abgenommen zu haben. Er nannte es "ziemlich empörend und beschämend", wie manche Medien das "Bemühen um Deeskalation in der angespannten Atmosphäre des Jerusalemer Tempelbergs" skandalisiert hätten.

Neben inhaltlichen Debatten überstrahlte den Freitag jedoch die Neuigkeit, dass der dritte Ökumenische Kirchentag (ÖKT) im Mai 2021 in Frankfurt am Main stattfinden wird - elf Jahre nach dem bisher letzten 2010 in München. Rasch kamen Fragen nach eucharistischer Gastfreundschaft beziehungsweise Abendmahlsgemeinschaft auf. Sowohl Sternberg als auch die evangelische Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au, die extra nach Bonn gereist war, betonten, dass Ökumene mehr sei als die Frage, ob und wann Christen verschiedener Konfessionen gemeinsam die Kommunion empfangen könnten.

Reformen im Rentensystem

Apropos: Es könnte sein, dass wegen des ÖKT der für 2020 anstehende Katholikentag ausfällt - um gut vorbereitet in das ökumenische Christentreffen zu gehen, wie ZdK-Generalsekretär Stefan Vesper sagte. Allerdings ist es auch so, dass aus dem ursprünglich für 2021 geplanten evangelischen Kirchentag der ökumenische wird.

Bis zum Stelldichein der beiden großen Kirchen wird noch ein wenig Wasser den Main hinunterfließen. Inhaltlich beschäftigte sich das ZdK am ersten Tag unter anderem mit Reformen im Rentensystem. Als Rednerin warb Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) für Nüchternheit und langfristiges Denken. "Panikmachern" gehöre das Handwerk gelegt. Das ZdK verabschiedete zudem ein eigenes Papier zur Alterssicherung.

 45 Einzelpersönlichkeiten

Die Bundesarbeitsministerin gehört zu den zwölf Frauen und Männern, die auf der Vollversammlung als Einzelpersönlichkeiten neu in das höchste repräsentative Gremium der katholischen Laien in Deutschland gewählt wurden. In Nahles' Fall reichte ein Wahlgang, manche der etwa 80 Kandidaten benötigten mehrere. Ebenfalls neu dabei sind weitere prominente Poltiker wie die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), Entwicklungsminister Gerd Müller und der EVP-Fraktionschef im Europaparlament, Manfred Weber (beide CSU).

Gewählt wurden insgesamt 45 Einzelpersönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft. Sie bilden mit 84 Vertretern der Diözesanräte und 97 Verbandsvertretern die ZdK-Vollversammlung.

"Auf allen Ebenen des Handelns"

Am zweiten Tag der Vollversammlung dominierte die Forderung nach mehr Mitsprache von Laien in der katholischen Kirche - bis hin zur Beteiligung an Bischofswahlen. Es müsse mehr gemeinsame Beratungen von Geistlichen und Laien "auf allen Ebenen des Handelns" in der römisch-katholischen Kirche geben, heißt es in einem Beschluss.

Das nächste Mal trifft sich die Vollversammlung im Mai 2017 in Berlin. In der Hauptstadt, in der Nähe der politischen Entscheider, sollte nach Auffassung von Sternberg auch das ZdK stärker präsent sein. Wie das genau aussehen könnte, ließ er jedoch offen.


Quelle:
KNA