Donald Trump fiel die Entscheidung für seinen Stabschef im Weißen Haus nicht schwer. Fünf Tage nach seiner Wahl berief er den Generalsekretär der Republikanischen Partei in das Amt, das traditionell über den Zugang zum US-Präsidenten wacht. Kaum jemand hatte sich im Wahlkampf so für den Kandidaten ins Zeug gelegt wie der jungenhafte Priebus.
Seine Kritiker verglichen den Parteimanager wenig schmeichelhaft mit Saddam Husseins Informationsminister Mohammed Said al-Sahhaf alias "Baghdadi Bob" oder "Comical Ali". Er hatte Saddam einst so bedingungslos verteidigt wie Priebus den Milliardär Trump in dessen peinlichsten Momenten. Mit dem Unterschied, dass Trumps Chef-Apologet am Ende recht behielt.
Treue zahlt sich aus
Während zahlreiche Umfragen und die meisten Analysten dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten die sichere Niederlage vorhersagten, bekundete Priebus seinen Glauben an einen möglichen Wahlsieg. Die Treue zahlte sich für den braven Parteisoldaten aus, den das US-amerikanische "Time-Magazine" im Frühjahr in die illustre Runde der 100 einflussreichsten Personen in den USA aufgenommen hatte.
Sein Verdienst? Er navigierte die Republikaner seit Übernahme des Amts als Generalsekretär im Jahr 2011 durch stürmische Zeiten. Hartnäckig arbeitete er daran, die 25 Millionen Dollar Schulden der Partei abzubezahlen und sie davor zu schützen, zwischen Flügelkämpfen zerrieben zu werden.
Verlässlichkeit und Ausdauer
Verlässlichkeit und Ausdauer sind denn auch die beiden Attribute, die seine Freunde und Anhänger an dem Sohn eines Ehepaars deutsch-griechischer Abstammung schätzen. Seine Herkunft verschaffte ihm eine Erdung, die vielen Politikern in Washington fehlt: Vater Richard arbeitete als Elektriker, Mutter Dimitra als Immobilienmaklerin. Selbstbewusst und doch bescheiden sucht Priebus nicht das Rampenlicht, sondern überlässt den großen Auftritt meist anderen. Wie etwa seinem Freund Paul Ryan, der wie er aus Wisconsin stammt, und als Sprecher des Abgeordnetenhauses der dritthöchste Repräsentant der USA ist.
Diese Rollenverteilung besteht zweifelsohne auch zwischen dem an der University of Miami ausgebildeten Juristen Priebus und dem geltungsbedürftigen Trump. Die Hauptaufgabe des künftigen Stabschefs wird in den kommenden Monaten darin bestehen, das Personal für die rund 4.000 Führungspositionen in der Regierung zu finden, die bei dem Machtwechsel frei werden. Priebus hat, was Trump fehlt: Die Verbindungen in das Establishment der Republikanischen Partei, das der künftige Präsident braucht, um die offenen Stellen zu besetzen.
Verbindungsglied zur orthodoxen Kirche
Mit der Übernahme des Schlüsselpostens im Weißen Haus fungiert Priebus ganz nebenbei auch als Verbindungsglied zur griechisch-orthodoxen Kirche in den USA. Zusammen mit Ehefrau Sally und seinen beiden Kindern gehörte er vor seinem Umzug nach Washington der "Kimisis Greek Orthodox Church" in Racine im US-Bundesstaat Wisconsin an, die griechische Einwanderer 1916 gegründet hatten.
Inzwischen wird er regelmäßig in der "Saint Sophia Greek Orthodox Cathedral" in Washington D.C. gesehen.
Während des "Krönungsparteitags" für Trump in Cleveland lud Priebus den griechisch-orthodoxen Primas von Nord- und Südamerika, Erzbischof Demetrios Trakatellis, ein, an einem Tag das Eröffnungsgebet zu sprechen. Priebus sorgte auch dafür, die Verteidigung orthodoxer Glaubensu?berzeugungen, "an Orten, wo sie in Gefahr sind", ins Wahlprogramm der Republikaner geschrieben wurde. Gewiss wird die orthodoxe Minderheit in den USA in dem künftigen Stabschef im Weißen Haus einen Anwalt haben, der ihr beim Präsidenten Gehör verschafft. Eine offene Frage bleibt, wie lange er in dem "stressigsten Job", den der Präsident zu vergeben hat, durchhält.
Andrew Card, der dieses Amt für George W. Bush mit fünf Jahren am längsten von allen Stabschefs ausübte, sagt, der künftige "Schleusenwärter" des Weißen Hauses sei sicher bestens für das Amt geeignet. "Die größten Sorgen mache ich mir um seine beiden Kinder." Die wird Priebus nur noch selten sehen. Als Stabschef ist er der erste, der morgens im Weißen Haus sein muss, und der letzte, der die Lichter im West-Wing ausmacht.