Deutsche geben gerne für wohltätige Zwecke

Weihnachtszeit bleibt Spendenzeit

Das Spendenvolumen in Deutschland steigt seit einigen Jahren an. Gerade um die Advents- und Weihnachtszeit ist die Bereitschaft zu geben groß. Dabei bewegen Naturkatastrophen die Menschen besonders.

Autor/in:
Paula Konersmann und Anna Mertens
Weihnachtsmänner sammeln für Unicef / © Jörg Carstensen (dpa)
Weihnachtsmänner sammeln für Unicef / © Jörg Carstensen ( dpa )

2016 wird ein gutes Jahr. Nicht so ertragreich wie das Vorjahr, aber doch beinahe: Die Rede ist von der Spendenbereitschaft in Deutschland. Mehrere Organisationen, darunter der Deutsche Spendenrat, veröffentlichen jährlich Daten zur Geberfreudigkeit. "Auch wenn das Rekordniveau des Jahres 2015 nicht erreicht wird, freuen wir uns, dass sich die langfristig positive Entwicklung der Spendeneinnahmen fortsetzt", erklärte jüngst die Geschäftsführerin des Spendenrats, Daniela Felser, zur Prognose für das laufende Jahr. Schätzungsweise fünf Milliarden Euro werden laut Spendenrat in diesem Jahr an individuellen Privatspenden zusammenkommen. Das ist rund eine halbe Milliarde weniger als im Vorjahr, aber für den Zeitraum Januar bis September bereits der zweitbeste Wert der vergangenen zehn Jahre.

Die GfK-Analyse befragt in regelmäßigen Abständen rund 10.000 Spender. Nicht erfasst werden dabei Unternehmens- oder größere Spenden, etwa über Erbschaften. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI), das unter anderem das Deutsche Spenden-Siegel vergibt, hält sich mit Prognosen für dieses Jahr noch zurück. 2015 war aber auch beim DZI ein Rekordwert mit 6,73 Milliarden Euro erreicht - nach einem stetigen Anstieg über mehrere Jahre. Die Berechnungen stützen sich auf den DZI-Spenden-Index, also die Einnahmenentwicklung der 30 nach Geldspenden größten Organisationen mit dem Spenden-Siegel.

Wer aber Geld für wohltätige Zwecke gibt, tut dies öfter und gibt mehr

Dabei sinkt der GfK-Analyse des Spendenrats zufolge der Anteil der Bevölkerung, der spendet. Wer aber Geld für wohltätige Zwecke gibt, tut dies öfter und gibt mehr. Der Kölner Fundraising-Experte Michael Urselmann kann diesen Trend bestätigen. Eine kontinuierlich wachsende Zahl an Großspendern kompensiere den schrumpfenden Spenderanteil an der Gesamtbevölkerung, erklärt er.

Dass das Spendenvolumen in diesem Jahr wohl geringer ausfallen wird als im Vorjahr, liegt nach Schätzung der Experten vor allem daran, dass sich kaum Naturkatastrophen ereigneten. Die Spendeneinnahmen legen überdurchschnittlich zu, wenn eine Katastrophe mit hoher Medienaufmerksamkeit auch Spender motiviert, die nur einmalig und kurzfristig für die Katastrophenhilfe geben, wie Urselmann sagt. Das habe sich etwa beim Tsunami in Südostasien 2005 gezeigt oder aber beim schweren Erdbeben in Nepal im vergangenen Jahr sowie dem Flüchtlingszuzug. Spenden für Langzeitkrisen etwa in Konfliktregionen seien schwieriger zu generieren, bestätigen auch Hilfsorganisationen.

Spenden für religiöse Zwecke gestiegen

Eine leichte Trendwende scheint sich laut Spendenrat bei Spendenzwecken und Adressaten abzuzeichnen. Im dritten Jahr in Folge stieg der Befragung zufolge der Anteil der Spenden an christliche und insbesondere katholische Organisationen. Auch bei Spenden für religiöse Zwecke habe es in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen Anstieg gegeben.

Nach Einschätzung der Gfk-Senior-Managerin Gertrud Bohrer könnte das Spendenplus für die katholischen Organisationen am Jahr der Barmherzigkeit und der medialen Präsenz des Papstes in der Flüchtlingsfrage liegen. Der DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke hält es für wahrscheinlicher, dass das anhaltende starke Engagement vieler katholischer Initiativen, Gemeinden und Verbände bei der Flüchtlingshilfe zusätzliche Spenden ausgelöst habe.

Jahresprognose noch schwer möglich

Die katholischen Hilfswerke reagieren auf Nachfragen zu Spendenverhalten und -summe noch eher verhalten. Ob das Jahr der Barmherzigkeit einen solchen Effekt habe, sei schwer zu sagen, heißt es in verschiedenen Pressestellen. Zudem seien die Adventswochen stets die Hauptspendenzeit, wodurch eine Jahresprognose noch schwer möglich sei.

Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat sieht den positiven Einfluss von Papst Franziskus. "Bei den Spendern, die der Kirche eher fernstehen, machen wir inzwischen eine Art positiven 'Franziskus-Effekt' aus", sagt Adveniat-Geschäftsführer Stephan Jentgens. In den Augen dieser Spender habe die Kirche möglicherweise an Glaubwürdigkeit gewonnen: Dadurch seien sie gerade für sozialpolitische Projekte der katholischen Hilfswerke ansprechbar.


Quelle:
KNA