Ehrenmord an pakistanischer Feministin

Prozess beginnt

Mit der förmlichen Anklage hat in Pakistan der Prozess wegen des sogenannten Ehrenmords an der Feministin Qandeel Baloch gegen ihren Bruder begonnen.

Osterkerze / © Oliver Mehlis
Osterkerze / © Oliver Mehlis

Ihm wird laut pakistanischen Medienberichten vorgeworfen, seine Schwester im Juli erwürgt zu haben. Ebenfalls angeklagt ist den Angaben zufolge der Cousin des Opfers. Der Fall sorgt seit Monaten international für Aufsehen.

Die als Internet-Star landesweit populär gewordene Qandeel Baloch habe durch freizügige Postings und ihr Eintreten für die Rechte der Frauen "Schande" über die Familie gebracht, hatte der Bruder bereits kurz nach der Tat vor Journalisten gesagt. Sein öffentlich abgelegtes Geständnis soll er inzwischen aber widerrufen haben.

Fall führte zu neuem Gesetz

Der Fall führte in Pakistan unter anderem zur Verabschiedung eines neuen Gesetzes. Demnach müssen Richter des Ehrenmords überführte Täter zu lebenslänglicher Haft verurteilen, auch wenn die Familie des Opfers dem Täter vergibt. Zuvor blieben derartige Taten nach pakistanischem Recht in entsprechenden Fällen ungesühnt.

Im mehrheitlich islamischen Pakistan werden jährlich zwischen 700 und 1.000 Menschen Opfer von Ehrenmorden. Die meisten Opfer sind Frauen, die Täter in der Regel nahe Verwandte. Qandeel Baloch war mit gewagten Fotos und islamkritischen Kommentaren zu einem Star in den sozialen Medien geworden. Mit Statements wie "An dieser Gesellschaft ist nichts Gutes" oder "Diese patriarchalische Gesellschaft ist schlecht" zog sie zugleich den Zorn radikaler Muslime auf sich.


Quelle:
KNA