Eigentlich ist offenes Feuer im ICE verboten, aber bei dem Friedenslicht musste die Deutsche Bahn eine Ausnahme machen. Das hatten die zwei Kölner Pfadfinderjungs Johannes Gördel und Robert Kenter gemeinsam mit ihrer Stammesleiterin Roswitha Kulgenmeyer im Zug von Wien nach Köln am Sonntag im Gepäck. Gut behütet brannte das Licht schon seit einigen Tagen in ihren Pfadfinderlampen.
Zusammen mit 150 deutschen Pfadfindern sind die drei Kölner letzten Donnerstag nach Wien gereist, um das Licht in Empfang zu nehmen. "Das Friedenslicht wird jedes Jahr im Advent in Bethlehem in der Geburtsgrotte Christi entzündet und auf dem ganzen Globus verteilt. Damit soll in unserer Welt, die von Kriegen und Konflikten geprägt ist, ein Zeichen für den Frieden gesetzt werden", erklärt Roswitha Kulgenmeyer.
Windige Ankunft in Köln
Pfadfinder aus 35 Nationen hatten sich in Wien getroffen, um das Licht von dort aus in ihre Heimatländer zu bringen. Nach Tagen der Begegnung, einem spirituellen Austausch und der Feier einer gemeinsamen Messe entzündete jeder Pfadfinder sein Lämpchen am Licht aus Bethlehem und brach in seine Heimat auf.
Bis zum Bahnhof Köln hatten die drei Pfadfinder Johannes, Robert und Roswitha das Licht aus Bethlehem mit Mühe schon gebracht. Doch auf dem Bahnsteig am Kölner Hauptbahnhof war es derart windig, dass eine Windböe die Pfadfinderlampen der drei ins Schlingern brachte. Das geschmolzene Wachs ertränkte daraufhin das Licht fast vollständig. Zwei der Lampen seien erloschen, erzählt die Stammesleiterin.
Aussendungsfeier im Dom
Damit das dritte Licht nicht auch noch ausging, wurde das überflüssige Wachs behutsam abgegossen und das Lämpchen mit einem Regencape geschützt. Gerade noch einmal gutgegangen.
Mit einem großen Gottesdienst wurde das Licht dann am Sonntagnachmittag im Kölner Dom empfangen. Dort trafen sich tausende jüngere und ältere Pfadfinder, um es entgegen zu nehmen und mit ihren Familien, Freunden und Bekannten zu Hause zu teilen. Dafür wurden unzählige Kerzen in den Dom mitgebracht.
Digitales Weiterreichen
Doch das Teilen des Lichtes muss nicht immer nur von Kerze zu Kerze geschehen. Schließlich sind manche Freunde und Familienmitglieder zu weit entfernt, um das Licht persönlich in Empfang nehmen zu können. Dank der digitalen Vernetzung gäbe es dafür neue Wege, erklärt Pfarrer Dominik Schultheis, der die Aussendungsfeier im Dom leitete, mit einem Schmunzeln.
So dürfe das Handy heute nach Lust und Laune genutzt werden, um ein Foto vom Licht zu machen und es auf Facebook oder in anderen sozialen Netzwerken zu teilen. Darauf macht auch das diesjährige Motto des Friedenslichtes in Deutschland aufmerksam. „Frieden: Gefällt mir – ein Netz verbindet alle Menschen guten Willens“ ist der Slogan der Aktion.
Sichere Alternative
Wer den Dom weder mit Kerze noch mit Handy oder Fotoapparat an diesem Sonntag betreten hat, konnte das Licht immer noch altbewährt im Herzen mitnehmen und es in seinem Wirken an seine Mitmenschen weitergeben. Dort bringt es garantiert kein Windstoß oder Technikausfall zum Erlöschen.
Julia Rosner