Böller und Raketen, die durch Menschenmassen zischen, Gedränge. Die Bilder von Handys, Aufnahmen von Bodycams und Überwachungskameras zeigen das Chaos am Kölner Dom in der Silvesternacht 2015. In der Nacht kam es zu massenhaften sexuellen Übergriffen auf Frauen. Die Videos gingen um die Welt. Sie liefen in den Medien auf und ab.
Auf der Pressekonferenz am Montag, in der die Stadt Maßnahmen für die kommende Silvesternacht vorstellte, wirkte es so, als kämpfe die Oberbürgermeisterin Henriette Reker um das Bild ihrer Stadt. Das Image Kölns sei beschädigt worden, sagt Reker. "Köln ist mehr als die Silvesternacht", sagt Reker. Sie versucht Bilder gerade zu rücken, die für sie nicht ganz gerade hängen. "Die Kriminalität durch die Unterbringung von knapp 14.000 Flüchtlingen ist nicht gestiegen und ich halte es nicht für richtig, die Gruppe für das verantwortlich zu machen, was ein kleiner Teil dieser Gruppe hier verübt hat", sagte sie.
Der Parlamentarische Untersuchungsausschuss des Düsseldorfer Landtags untersucht seit Anfang des Jahres die Umstände der Nacht. Eine Erkenntnis: 80 Bereitschaftspolizisten und 70 Bundespolizisten in jener Nacht hatten keine Chance gegen die Aggressionen der Masse. Der Kritik muss sich auch die Polizei stellen und zieht mit einem neuen Sicherheitskonzept die Konsequenzen. "So etwas darf sich nicht wiederholen und deshalb werden wir als Polizei alles daran setzen, dass die Menschen den Ausklang des Jahres 2016 friedlich und sicher auf den Kölner Straßen und Plätzen feiern können", sagte Polizeipräsident Jürgen Mathies.
Zehn mal so viele Beamte
Die Kölner Polizei schickt dieses Jahr zehn Mal so viele Beamte in den Einsatz. Auch Videoüberwachung und eine böllerfreie Zone sollen rund um den Dom die Sicherheit für die Feiernden verbessern. Allein 1.500 Beamte der Landespolizei sollen im Einsatz sein - etwa zehn Mal so viele wie beim vergangenen Jahreswechsel. Das sieht das Konzept von Stadt und Polizei vor.
Aber auch die Bundespolizei kündigte an, sie werde mit etwa 800 Beamten in Bahnhöfen und Zügen in Nordrhein-Westfalen unterwegs sein. Das sei im Vergleich zum Vorjahr ungefähr das Fünffache. Die Stadt Köln wiederum stockt ihre Ordnungskräfte - auch mit privaten Sicherheitsdiensten - auf rund 600 auf. Auch Überwachungskameras sollen Bilder live an das Polizeipräsidium übertragen. Eine weitere Maßnahme ist, dass die Stadt die am Bahnhof gelegene Hohenzollernbrücke für Fußgänger sperren wird. Auf der Brücke waren in der Nacht Straftaten begangen worden.
Licht soll Sicherheit bringen
Zudem wird auf Licht gesetzt. In der Innenstadt werden in der Silvesternacht verschiedene Plätze zusätzlich beleuchtet. Auf Licht setzt auch eine Installation des Berliner Lichtkünstlers Philipp Geist am Kölner Dom. Um den Dom selbst sind in einer neuen Schutzzone Böller verboten. In der chaotischen Silvesternacht 2015 war auf der Domplatte unkontrolliert Feuerwerk abgebrannt worden.
Der Kölner Dompropst Gerd Bachner begrüßte das Konzept. "Ich glaube, dass wir alles menschenmögliche getan haben, damit sich das von der letzten Silvesternacht nicht wiederholt", so Bachner. Durch die Schutzzone und das Verbot von Böllern wird der Gottesdient in Ruhe gefeiert werden können.
Er innert sich an eine Situation im Vorjahr. "Als ich mit dem Kardinal in den Dom ging, sagte ich zu ihm: 'Es wird ja immer früher geböllert.' Und tatsächlich hat das bei der Predigt und bei der Wandlung gestört." Ihm sei wichtig, dass die Maßnahmen der Würde des Gotteshauses entsprechen. Das Konzept sei in Absprache mit dem Domkapitel entstanden. Es sei vereinbart, während des Gottesdienstes zum Jahresabschluss mit 2.500 Besuchern und Kardinal Woelki die Musik bei der Lichtinstallation zurückzufahren. Um Mitternacht erklingt das festliche Domgeläut mit der 24-Tonnen-Glocke "Dicker Pitter".