Nach Ansicht von Ruandas Staatspräsident Paul Kagame sollte dem katholischen Priester Thomas Nahimana nicht länger die Einreise in das ostafrikanische Land verweigert werden. Nahimana ist wegen seiner Leugnung des Völkermords von 1994 umstritten und wird in Ruanda per Haftbefehl gesucht. "Er sollte zurückkehren dürfen, da die Behörden ihn suchen. Das Gesetz sollte seine Zukunft bestimmen", sagte Kagame laut der am Wochenende erschienenen Wochenzeitung "The East African".
Nahimana, ein Pfarrer aus der Hutu-Ethnie, wird beschuldigt, mit seinen Reden Zwietracht unter Ruandas Volksgruppen zu säen. Darauf stehen in Ruanda, wo 1994 über 800.000 Tutsis und gemäßigte Hutus in einem ethnischen Genozid umkamen, mehrere Jahre Gefängnis.
Nahimana will in die Politik
Im Jahr 2005 war Nahimana nach Frankreich geflohen. Im November dieses Jahres wollte er mit einem französischen Reisepass in seine Heimat zurückkehren mit dem Ziel, eine eigene Partei zu gründen. Eine kenianische Fluglinie verweigerte ihm jedoch auf Geheiß der ruandischen Immigrationsbehörde die Mitreise. Dem Bericht nach begrüßte Nahimana jetzt Kagames Ankündigung.
Am 23. Januar wolle er erneut versuchen, nach Ruanda zu reisen und seine Partei bei der nationalen Wahlbehörde zu registrieren. Der Geistliche beharrt darauf, unschuldig zu sein. Hinter den Anschuldigungen vermutet er eine politische Taktik des Regimes in Kigali.
Kirche in Ruanda geht auf Distanz
Unterdessen distanzierte sich Ruandas katholische Kirche zwar von Nahimana. Dennoch gehen Beobachter davon aus, dass die Affäre ihrem Ansehen schaden wird. Vor kurzem hatten sich die neun Bischöfe des Landes erstmals für die Mittäterschaft von Geistlichen an dem rund 100 Tage währenden Genozid entschuldigt.
Kritiker und die Regierung in Kigali wiesen die Entschuldigung jedoch zurück und verlangten von der lokalen Kirche und dem Vatikan, eine allgemeine Entschuldigung für ihre Untätigkeit.