Betroffen sind 32.000 Haushalte. Die Entschärfung soll laut Augsburger Polizei im Laufe des Nachmittags beginnen. Auch Weihnachtsgottesdienste mussten deswegen entfallen - sogar im Dom. Sie wurden in andere Kirchen verlegt. Rund 480 Transporte laufen nach Mitteilung der Stadt seit 8 Uhr. Die Hilfsorganisationen hätten 200 Fahrzeuge im Einsatz. Der katholische Bischof Konrad Zdarsa wich für das Pontifikalamt in die Stadtpfarrkirche Sankt Anton aus. Das dortige Pfarrheim steht wie viele andere Einrichtungen der Kirchen für Betroffene zur Verfügung.
Ansonsten hat die Stadt Notunterkünfte auf der Messe, in Turnhallen und Schulen bereitgestellt. Zdarsa ist auch persönlich betroffen, weil das Bischofshaus in der zu räumenden Zone liegt. Er zeigte sich bereits vorab "sehr beeindruckt von der Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft quer durch Augsburg und unser Bistum". Pfarrer und auch caritative Einrichtungen hätten sich spontan gemeldet und gefragt, ob sie am Sonntag helfen könnten. Dankbar sei er den Barmherzigen Schwestern, die ihm Unterkunft bieten werden. Seine Gedanken seien in diesen Tagen aber bei allen Menschen in Augsburg, für die Weihnachten dieses Mal anders verlaufen werde als sonst. "Ich denke dabei besonders an die Alten, die Kranken und die Alleinstehenden."
Solidarität und Engagement
Schon jetzt gelte sein Dank den vielen Einsatzkräften und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt, die den Einsatz koordinierten, betonte Zdarsa. Es tue gut, sich als Betroffener in diesen Tagen auf die Solidarität der Mitmenschen sowie die Arbeit und das Engagement vieler anderer verlassen zu können.
Unter den zu Evakuierenden sind auch Hunderte Bewohner kirchlicher Einrichtungen. Betroffen seien die Klinik Vincentinum, mehrere Seniorenheime der Caritas sowie Menschen mit Behinderungen. Hinzu kämen Wohngruppen der Sankt-Gregor-Jugendhilfe sowie Unterkünfte für Obdachlose. Die Dominikanerinnen und Dominikaner, die Benediktinerabtei Sankt Stephan, die Franziskanerinnen von Maria Stern sowie der Schwestern der Congregatio Jesu mussten ihre Klöster ebenfalls verlassen.
Die Caritas teilte am Sonntag mit, die Evakuierung des Seniorenzentrums und des Ulrichheims sei "bei guter Stimmung" und ohne Schwierigkeiten abgelaufen. Nur vereinzelt, hätten Bewohner Angst gehabt. Ein älterer Herr dagegen habe das Angebot, zu seinen Verwandten zu gehen, rundweg abgelehnt mit den Worten: "Was, wo jetzt endlich mal was los ist, da soll ich zu meinen Angehörigen?"