Erzbischof Koch: Kathedralumbau soll Ort für Trauer schaffen

"Wo ist Platz für Kerzen?"

Nach der Trauerandacht für die Berliner Anschlagsopfer sieht sich Erzbischof Heiner Koch im Umbauprojekt für die Sankt-Hedwigs-Kathedrale bestätigt. Sie soll ein Ort des Gebets und der Trauer werden.

Mutmaßlicher LKW-Anschlag trifft Berlin ins Herz / © Michael Kappeler (dpa)
Mutmaßlicher LKW-Anschlag trifft Berlin ins Herz / © Michael Kappeler ( dpa )

Beim Gedenken nach dem Terrorakt vom Breitscheidplatz sei die Kathedrale "als ein Ort des Gebets und der Trauer" gut angenommen worden, sagte Koch in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Gottesdienst am Mittag des 20. Dezember hatte rund 400 Teilnehmer.

Besonders in solchen Fällen stellten sich jedoch "ganz praktische Fragen: Wo ist Platz für Kerzen, wo kann ich unbedrängt ein Gebetsanliegen aufschreiben, wo kann ich weinen, ohne mich gleich beobachtet zu fühlen?", räumte Koch ein. Unter anderem mit Blick darauf werde noch an vielen Einzelfragen gearbeitet, die das Umbaukonzept weiter präzisieren sollten. Unter den Trauernden seien viele Menschen gewesen, "die einen anderen Glauben haben, und Menschen, die an sich nicht beten", erklärte der Erzbischof. "Sie sollen auch einen Platz in der Kathedrale finden, sie sollen sich willkommen wissen."

Umbau noch nicht 2017 möglich

Koch hatte seinen Entschluss zum Umbau am 1. November bekannt gegeben. Das Projekt hatte sein Amtsvorgänger, Kardinal Rainer Maria Woelki, 2013 vor seinem Wechsel nach Köln eingeleitet. Als Begründung führte Woelki an, dass die Kathedrale dadurch den heutigen Anforderungen an Gottesdienste besser entspricht. Das Projekt stößt jedoch unter anderen bei Denkmalschützern auf Kritik. Umstritten ist vor allem, dass die Bodenöffnung im Zentrum des Gotteshauses mit Treppe zur Unterkirche geschlossen werden soll.

Koch betonte im KNA-Interview, der Umbau könne 2017 noch nicht begonnen werden. Er wolle "aber soweit sein, dass der finanzielle Rahmen sicher ist". Das Erzbistum Berlin schätzt die Kosten des gesamten Projekts auf 60 Millionen Euro. 43 Millionen Euro sind für die Kathedrale veranschlagt, 17 Millionen Euro für das benachbarte kirchliche Bernhard-Lichtenberg-Haus. Vorgesehen ist, dass zwei Drittel der Kosten von den deutschen Diözesen sowie ein Drittel durch staatliche Fördermittel und Spender getragen werden.

Toleranz gegenüber Umbauprojekt

In einem Jahr solle auch das Umbaukonzept endgültig feststehen, sagte Koch. Er wünsche sich, "dass dann auch diejenigen, die dem Projekt noch kritisch gegenüberstehen, offener dafür werden", so der Erzbischof wörtlich.


Menschen haben am Breitscheidplatz Kerzen angezündet und Blumen niedergelegt / © Markus Nowak (KNA)
Menschen haben am Breitscheidplatz Kerzen angezündet und Blumen niedergelegt / © Markus Nowak ( KNA )

Erzbischof Heiner Koch / © Oliver Berg (dpa)
Erzbischof Heiner Koch / © Oliver Berg ( dpa )
Quelle:
KNA