Neuer Pakt für Frieden in El Salvador geschlossen

Gesellschaftsvertrag geplant

Vor 25 Jahren endete in El Salvador mit der Unterzeichnung des Friedensvertrages der blutige Bürgerkrieg. Nun soll ein neuer Pakt den gesellschaftlichen Frieden besiegeln.

Autor/in:
Tobias Käufer
Polizist in El Salvador / © Oscar Rivera (dpa)
Polizist in El Salvador / © Oscar Rivera ( dpa )

Noch bis Montag müssen die Menschen in El Salvador warten, ehe das Rätsel gelüftet wird. Dann soll der Name des UN-Vermittlers bekanntgegeben werden, der in dem mittelamerikanischen Land mithelfen soll, einen neuen Gesellschaftsvertrag zu auszuhandeln.

Seine Aufgabe: Mitzuhelfen, dass es zu einem zweiten Abkommen innerhalb der salvadorianischen Gesellschaft kommt, das die Armut reduziert, für mehr soziale Gerechtigkeit sorgt und die Gewalt bekämpft. Gelingt es nicht, diese tiefgreifenden Probleme des Landes anzugehen, dann «wird es sehr schwierig werden für diese und auch für die kommende Regierung voranzukommen», sagte UN-Repräsentant Christian Salazar Volkmann der Tageszeitung "El Mundo" (Samstag).

Rede mit Spannung erwartet

Geht es nach dem Willen des amtierenden Präsidenten und ehemaligen Guerilla-Kämpfers Salvador Sanchez Ceren, dann soll der 16. Januar 2017 der Startschuss für eine neue Initiative sein, die an die historische Bedeutung dieses Datums anknüpft. Mit Spannung erwarten seine Landsleute deswegen die Rede, die der linksgerichtete Präsident am Montag im Rahmen eines Festakts halten will. Dann will Sanchez Ceren auch Details zu einem neuen Abkommen verraten, das es noch auszuhandeln gilt.

Mit der Unterzeichnung des Abkommens am 16. Januar 1992 im mexikanischen Chapultepec versuchte das Land nach den blutigen Jahren einer Militärdiktatur den Neuanfang. Der Bürgerkrieg zwischen den herrschenden Militärs und der Guerilla kostete rund 70.000 Menschen das Leben. Der historische Pakt regelte die Demobilisierung der Guerilla-Bewegung Nationale Befreiungsfront (FMLN), die Halbierung der Armee und die Schaffung ziviler, demokratischer, den Menschenrechten verpflichteter Institutionen.

Eines der gefährlichsten Länder weltweit

Weltweites Entsetzen hatte im Jahr 1980 die Ermordung des Erzbischofs von San Salvador, Oscar Romero (1917-1980) ausgelöst, der während eines Gottesdienstes erschossen wurde. 2015 war Romero in einer weltweit beachteten Zeremonie seliggesprochen worden. Durch seinen Einsatz für die Armen hatte er den Hass reaktionärer Kreise auf sich gezogen. Als Auftraggeber des Mordes stehen Militärs im Verdacht; die Hintergründe wurden jedoch nie vollständig geklärt.

Wirklichen Frieden gibt es bis heute nicht. El Salvador gilt immer noch als eines der gefährlichsten Länder der Welt, auch wenn es kürzlich den ersten Tag ohne Mord seit zwei Jahren zu feiern gab. Mehr als 200.000 Menschen haben in Folge von Gewalt 2016 ihre Heimat verlassen müssen, hieß es in einer vor wenigen Tagen veröffentlichten Umfrage der von Jesuiten geleiteten Zentralamerikanischen Universität (UCA) und des Instituts für öffentliche Meinung (IUDOP). Nach offiziellen Angaben gab es 2016 insgesamt 5.278 Morde in El Salvador, das entspricht einer Mordrate von 14,4 pro 100.000 Einwohner.

Appell der Kirche

Vor fünf Jahren gab es auf Initiative der katholischen Kirche einen Vermittlungsversuch mit den gefürchteten Mara-Jugendbanden. Doch der Versuch, der auch von der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) unterstützt wurde, fand nicht die Unterstützung von Sanchez Ceren. Umso interessanter wird sein, welche Ziele und Maßnahmen der amtierende Präsident am Montag verkünden wird.

Der Plan, ein neues Abkommen zur Konsolidierung des Friedens zu schmieden, ist keine neue Idee. Schon vor fünf Jahren hatte die katholische Kirche angeregt, eine entsprechende Initiative zu starten. Der 20. Jahrestag des Friedensabkommens vom 16. Januar 1992 sei ein guter Anlass, dem Land eine neue Übereinkunft zu unterbreiten, sagte damals Erzbischof Jose Luis Escobar aus San Salvador. Denn die gewöhnliche Kriminalität fordere inzwischen genauso viele Opfer wie einst der Bürgerkrieg. Erzbischof Escobar sagte damals: "Es ist Zeit für einen Neuanfang." Inzwischen sind fünf Jahre vergangen. Aktuell ist der Appell trotzdem geblieben.


Quelle:
KNA