domradio.de: Kirchen werden in sozialen Brennpunkten immer wichtiger. Das sagt die Bundesbauministerin. Aber die Kirchen haben doch schon ihren festen Platz, oder? Hat sich die Rolle der Kirchen in den letzten Jahren verändert?
Pater Oliver Potschien (Leiter des sozialpastoralen Zentrums Petershof, Duisburg-Marxloh): Das ist natürlich eine interessante Erkenntnis, dass Kirchen in sozialen Brennpunkten immer wichtiger werden. Wenn man sich die Kirchengeschichte anschaut - Kirche war immer in sozialen Brennpunkten tätig, und das hat sich eigentlich auch nicht verändert. Die sozialen Brennpunkte werden nach meiner Einschätzung im Moment immer größer.
domradio.de: Trotzdem sagt das jetzt die Bundesbauministerin, können Sie sich das erklären?
Pater Oliver: Ich glaube, das ist auch so ein bisschen Hilflosigkeit, dass eigene Konzepte da versagen und man jetzt eben guckt, wer kann denn da in die Bresche springen.
domradio.de: Welche Probleme stellen sich bei Ihnen in Duisburg-Marxloh?
Pater Oliver: Das ist relativ vielfältig. Es kommen in den Petershof im Moment etwas über 1000 Menschen pro Woche, die Hilfe brauchen und sonst keine andere Anlaufstelle haben. Das wird von Hilfe bei Grundbedürfnissen - Lebensmittel, Kleidung, was auch immer - bis zu Deutschkursen, Kinderbetreung, alles mögliche.
domradio.de: Stielt sich der Staat aus der Verantwortung?
Pater Oliver: Ich will das nicht so scharf formulieren, ich bin da eher Diplomat. Ich glaube, vielleicht anders herum formuliert, es helfen nicht immer Hochglanzprospekte. Manchmal muss man einfach anpacken.
domradio.de: Welche Impulse kann kirchliche Arbeit geben, die von staatlicher Seite vielleicht nicht geleistet werden können?
Pater Oliver: Wenn Sie sich die katholische Soziallehre mal angucken, da sind ja so ein paar Sachen schon relativ gut beschrieben und zu Grunde gelegt. Das heißt heute alles so schön Sozialraumarbeit oder wie auch immer. Das ist aber eigentlich kalter Kaffee, das kennen wir ja schon lange und das machen ja viele auch. Dass wir versuchen, den Menschen beizustehen, an deren Seite zu stehen und die Menschen nach vorne zu bringen. Das ist das, was Kirche eigentlich immer schon macht. Das ist unsere Aufgabe, darauf sollten wir uns vielleicht auch ein bisschen stärker noch besinnen und dann auch mutig voranschreiten. Für die Menschen.
Das Gespräch führte Verena Tröster.