domradio.de: Was macht denn so ein Pop-Kantor?
Stefan Glaser (Bischöfliche Beauftragte für die Kirchenmusik im Bistum Essen): Ein Pop-Kantor, der soll bei uns im Bistum neue Akzente setzen, was christliche Popmusik angeht. Wir sind ja ein Bistum, was schon sehr, sehr lange im Bereich des neuen geistlichen Lieds unterwegs ist und haben uns entschlossen, nachdem es einen längeren Zukunftsbildungsprozess gegeben hat und einen Dialogprozess mit vielen Katholiken aus unserem Bistum. Da sind 20 Projekte daraus hervorgegangen und eins davon ist eben dieses kirchenmusikalische Projekt Pop-Kantor.
domradio.de: Aber heißt das, der muss neue Lieder schreiben oder der soll alte Lieder irgendwie aufpeppen oder mit einem Chor einfach mal anders singen? Was macht der?
Glaser: Mit dem Chor auch einmal anders singen, der Popgesang ist ein anderer Gesang als der klassische Gesang wie wir ihn kennen. Und wir haben uns nach Sichtung von allen möglichen Stilrichtungen dazu entschieden, jetzt einmal in unserem Bistum mit dem "Praise and Worship" anzufangen, mit diesen Gesängen, weil wir glauben, dass diese Musik sehr leicht ein Zugang auch zu christlichen Werten und zum christlichen Glauben bietet, weil sie direkt die Emotionen ansprechen und auf eigentlich sehr einfache Weise auch Glauben vermitteln können.
domradio.de: Jetzt hat die christliche Popmusik nicht immer den besten Ruf. Die eher traditionell sagen wir mal orientierten sagen: "Ne, das finden wir gar nicht schön, das ist uns zu modern" und andere sagen wiederum: "Da kann man doch nicht junge Leute mit dem Ofen hinterherlocken." Was sagen Sie solchen Kritikern?
Glaser: Ich sage, dass es ein sehr, sehr vielfältiges Spektrum an Musik überhaupt gibt, auch an Kirchenmusik. Und wir wollen auch gar nicht das eine durch das andere ersetzen, sondern wir wollen zusätzliche Angebote schaffen und die Erfahrung, die andere Kirchen gemacht haben, zum Beispiel die evangelische Kirche. Aber auch sehr, sehr stark die evangelische Freikirche, zeigt schon, dass man dort auch junge Leute erreichen kann. Es gibt auch richtige Rockstücke, rockige Sachen und rockige Stücke. Man kann schon über Emotion die Jugend erreichen. Wir haben die ersten Erfahrungen gemacht, zum Beispiel einen Workshop in einer kleinen Pfarrei in Altena und haben dort Praise and Worship gemacht mit denen. Es waren 15 Jugendliche da im Alter zwischen zwölf und 22 Jahren, also genau unsere Zielgruppe, und der Gottesdienst war nicht leerer als sonst, aber es waren andere Leute dort. Uns geht es gar nicht darum, dass wir jetzt wirklich Klassikfans oder Ähnliches von der Popmusik überzeugen, sondern wir wollen schauen, ob es auf diese Weise nicht möglich ist, neue Leute für die Kirche zu begeistern und vor allen Dingen auch die Jugend.
domradio.de: Und vor allem auch zwei Pop-Kantoren und was die mitbringen müssen, reden wir gleich nochmal kurz drüber. Wie sieht denn so ein Bewerbungsgespräch bei Ihnen aus, wenn sich da jetzt welche bewerben? Was müssen die machen?
Glaser: Also ich werde ihnen die Arbeitsaufgaben erklären. Das ist zum Beispiel das Anbieten von Praxisworkshops an verschieden Orten. Das richtet sich an Chorsänger, Instrumentalisten, Solosänger oder auch Menschen, die das technische Equipment bedienen wollen. Dazu kommt dann eine Möglichkeit des Coachings von bestehenden Gruppen in den Pfarreien und natürlich viel Zusammenarbeit mit den Pfarreien auch vor Ort und auch mit dem Bistum. Wir werden ihn eben fragen nach seinen Erfahrungen im Bereich des Coachings, auch in den Bereichen des Workshops und machen uns ein Bild von dem Menschen und werden auch sein Studium ansprechen.
domradio.de: Müssen die katholisch sein?
Glaser: Die müssen sich identifizieren mit unserem katholischen Glauben und auch mit der katholischen Liturgie, aber es ist nicht ausdrücklich erforderlich katholisch zu sein.
domradio.de: Sie haben ja schon Erfahrung gesammelt mit christlicher Popmusik, es gibt da auch schon eine Band, die Sie in Essen haben. Was sind das für Leute, warum machen die da mit?
Glaser: Das sind ganz unterschiedliche Leute, die auch aus unterschiedlichen Konfessionen kommen, aber zum Beispiel gibt es Menschen, die das schon immer, auch bei uns in der katholischen Kirche, wollten. Wir haben zum Beispiel einen Bassisten, der kam zu mir und hat gesagt: "Ich warte da eigentlich schon lange drauf und möchte das gerne in der katholischen Kirche machen, vor allem den Bereich Worship and Praise". Das interessiert ihn besonders und konnte es nicht machen, weil es das bei uns noch nicht gab. Solche Menschen suchen wir und da kann ich mir auch vorstellen, dass wir bei den Pop-Kantoren auch solche Menschen finden werden.
Das Gespräch führte Heike Sicconi.