Kölner Dompropst über künftige Sicherheitsmaßnahmen im Dom

Angemessen und unberechenbar

Seit den Vorfällen der Silvesternacht 2015 und dem Anschlag in Berlin werden immer wieder neue Sicherheitskonzepte von der Stadt Köln entwickelt. Auch das Domkapitel berät über zusätzliche Maßnahmen, so Dompropst Gerd Bachner.

Dompropst Prälat Gerd Bachner und sein Dom / © Alexander Foxius (DR)
Dompropst Prälat Gerd Bachner und sein Dom / © Alexander Foxius ( DR )

domradio.de: Das Domkapitel hatte vor der jüngsten Silvesternacht die Sicherheitsvorkehrungen verschärft und bereits Heiligabend erstmals einiges davon umgesetzt. Wie geht es denn jetzt weiter?

Prälat Gerd Bachner (Kölner Dompropst): Also grundsätzlich ist mir wichtig, dass wir einen ausgewogenen Weg in dieser Frage gehen. Das heißt auf der einen Seite, dass wir so viele Sicherheitsmaßnahmen einführen, leben, ausüben wie sie notwendig sind, aber auf der anderen Seite auch so wenig wie möglich.

domradio.de: Was heißt "wir" – ist da nur das Domkapitel verantwortlich?

Bachner: Wir können das nicht alleine stemmen – weder personell, noch von der fachlichen Kompetenz her. Also holen wir uns natürlich, wie auch schon bisher, personelle Kräfte und den Sachverstand hinzu. Wir arbeiten als Kapitel einerseits mit der Stadt Köln zusammen und andererseits auch mit Sicherheitsdiensten.

domradio.de: Jetzt sind wir natürlich alle gespannt, wie Sicherheitsmaßnahmen aussehen könnten. Sprechen wir von Taschenkontrollen, von Scannern, wie am Flughafen, was sind das für Ideen?

Bachner: Ja, das mit den Scanner ist gestern irgendwie in die Welt geraten. Ich habe eigentlich genau das Gegenteil gesagt. Nämlich, dass wir keine Scanner haben. Aber ich habe einen Zusatz gebracht: "derzeit". Wir können immer nur sagen, was heute notwendig ist.

domradio.de: Wie entscheiden Sie, was notwendig ist?

Bachner: Die Entscheidung soll immer entsprechend angemessen sein. Aber welchen Weg wir da im Einzelnen gehen, das kann man nicht pauschal sagen. Da möchte ich mit dem Kapitel gemeinsam für die Menschen, die zu uns in den Dom kommen, jetzt auch verantwortlich handeln. Da kann man nicht detailliert sagen: "Morgen ist dies, an der Stelle ist jenes." Von da aus ist die Grundregel, dass wir sagen: "Wir möchten unberechenbar bleiben. Und zwar unberechenbar von der jeweiligen Situation ausgehend: Was ist erforderlich?"

domradio.de: Sie haben ja bei der Christmette und im Silvestergottesdienst Sicherheitsdienste engagiert, die Taschenkontrollen durchgeführt haben. Wie ist das bei den Dombesuchern angekommen?

Bachner: Auch wenn wir schon ein Jahr im Vorhinein an dem Sicherheitskonzept gearbeitet haben, wollten wir das nicht groß in die Öffentlichkeit tragen. Ich denke, das war der richtige Weg, denn ich habe festgestellt, dass die Menschen das unheimlich gut angenommen haben.

Es wusste keiner – beziehungsweise nur ein ganz kleiner Kreis – in welcher Weise wir kontrollieren. Die Menschen kamen, sahen Polizei, sahen uns und machten freiwillig die Taschen auf. Viele wirkten erleichtert. So nach dem Motto: "Gucken Sie rein. Wenn Sie bei mir reingucken, dann weiß ich, dass Sie auch bei meinem Nachbarn reinschauen." Das vermittelt Sicherheit. Das ist mir eben wichtig, dass Menschen, die in den Dom kommen, sich nicht fürchten müssen und nicht denken, sie müssten wegbleiben. Passieren kann einem ja überall etwas. Etwa wenn ich ins Auto steige. Auf der Autobahn kann mir auch ein Geisterfahrer entgegen kommen. Uns geht es um angemessene Maßnahmen.

domradio.de: Touristen sind ja häufig mit Rucksack im Dom unterwegs, Frauen haben ihre Handtaschen dabei, da ist dann vielleicht mal ein Taschenmesser drin oder eine Nagelfeile. Müssen die demnächst damit rechnen, dass so etwas einkassiert wird?

Bachner: Naja, das sind jetzt schon Einzelheiten. Da sind wir noch dabei, diese einzelnen Punkte zu erarbeiten. Wir beschäftigen uns aber auch damit, was mit in den Dom genommen werden kann. Geht ein Koffer? Geht ein Trolli? Wir können nicht alles auf einmal. Mir ist viel wichtiger, dass das, was wir machen, mit Polizei und Sicherheitskräften abgestimmt ist. Und wir möchten auch nicht morgen zurückrudern müssen.

domradio.de: Also Sie sind noch lange nicht am Ende des Weges angekommen?

Bachner: Auf diesem Weg haben wir noch eine ganze Reihe Fragen im Kapitel zu bereden. Nach einem Sicherheitskonzept ist vor einem Sicherheitskonzept. Das heißt, das ist ein Dauerthema, was uns weiter bewegen wird.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR