Während der Sowjetzeit nutzten die kommunistischen Machthaber den Kuppelbau ab 1931 zunächst als religionsfeindliches Museum, später als Kunstmuseum. Erst seit ein paar Jahren darf die orthodoxe Kirche in einer Seitenkapelle der Kathedrale wieder täglich Gottesdienste feiern.
Nun will die Kirche das staatliche Museum komplett übernehmen. Nach langem Zögern wollen die Stadtverwaltung und der von Moskau eingesetzte Petersburger Gouverneur der Kirche diesen Wunsch erfüllen und ihr den 1858 geweihten beeindruckenden Sakralbau für 49 Jahre zur kostenlosen Nutzung überlassen.
Proteste und Bedenken
Dagegen regt sich massiver Protest. Etwa 2.000 Menschen demonstrierten am vergangenen Samstag auf Initiative von oppositionellen Kommunalpolitikern gegen die geplante Übergabe des Gotteshauses an die Kirche. Hintergrund des Streits ist unter anderem, wer künftig die Eintrittsgelder kassiert. Etwa drei Millionen Menschen besichtigten bislang jedes Jahr das Bauwerk, das ein Wahrzeichen der Stadt ist.
Die Gegner der Übergabe warnen, dieser Schritt führe zur Entlassung von 160 Mitarbeitern des staatlichen Museums und zu weniger Besuchern. Sie befürchten, dass die Kirche weniger gut als der Staat für den Erhalt der prächtig renovierten Kathedrale sorgen werde. Zudem gibt es Kritik, dass die Kirche die Instandhaltungskosten dem Staat aufbürden wolle.
Der Moskauer Patriarch Kyrill I. soll sich bei Präsident Wladimir Putin persönlich für die Herausgabe des Petersburger Gotteshauses stark gemacht haben. Auch künftig solle die Isaaks-Kathedrale Besuchern - wie zu Museumszeiten - offenstehen, heißt es. Doch der Widerstand ist groß. Rund 200.000 Menschen unterstützten in den zurückliegenden Monaten eine Online-Petition gegen die Übergabe der Isaaks-Kathedrale an die Kirche. Sie stören sich am Machtgewinn der Kirche und betonen, dass der Sakralbau immer Staatseigentum gewesen sei. Ein Ende des Streits ist nicht in Sicht.
Auch katholische Kirche kämpft um Rückgabe
Unterdessen kämpft auch Moskaus katholisches Erzbistum um eine nach der Oktoberrevolution von 1917 beschlagnahmte Kirche in der heutigen russischen Hauptstadt. Am 1. März soll ein Gericht über eine bereits vor mehr als drei Jahren eingereichte Klage gegen die Stadtverwaltung verhandeln, die seit über zwei Jahrzehnten alle Forderungen nach Rückgabe der Peter-und-Paul-Kirche abgewiesen habe.
Das einstige Gotteshaus aus dem 19. Jahrhundert liegt im Stadtzentrum. Im Zweiten Weltkrieg wurde es von deutschen Luftangriffen beschädigt. Heute befinden sich hier Büroräume. Die Peter-und-Paul-Gemeinde feiert ihre Messen momentan in der wenige hundert Meter entfernten Ludwigskirche.
Das Erzbistum beruft sich auf ein Gesetz aus dem Jahr 2010, nach dem Religionsgemeinschaften Anspruch auf ihre vom kommunistischen Regime enteigneten Sakralbauten haben. Die vier katholischen Pfarreien Moskaus nutzen gegenwärtig zwei Gotteshäuser und eine Kapelle.