Unter den katholischen Orden wurden demnach mehr als 20 Prozent der Maristen-Schulbrüder, Salesianer und Christlichen Brüder des Missbrauchs beschuldigt. Mit 40,4 Prozent fielen vor allem die Barmherzigen Brüder vom heiligen Johannes von Gott negativ auf. Das Durchschnittsalter der Opfer lag den Angaben zufolge bei etwa elf Jahren. Mit 90 Prozent seien Jungen die mit Abstand größte Opfergruppe. Mehr als 4.440 Personen gaben laut der Kommission an, zwischen 1980 und 2015 von Priestern, Ordensleuten und Mitarbeitern kirchlicher Einrichtungen sexuell missbraucht worden zu sein.
In den meisten Fällen seien die Anschuldigungen folgenlos geblieben, sagte Gail Furness, leitende Rechtsanwältin der Kommission laut australischen Medienberichten. "Kinder wurden ignoriert oder - schlimmer noch - bestraft. Vorwürfe wurden nicht untersucht. Die Gemeinden oder Gemeinschaften, in die Beschuldigte versetzt wurden, wussten nichts von deren Vergangenheit", so Furness.
"Wir Katholiken schämen uns"
Anthony Fisher, Erzbischof von Sydney, zeigte sich in einer ersten Stellungnahme schockiert über die neuen Erkenntnisse: "Was die Kommission bisher herausgefunden hat, ist grauenvoll." Er und die Kirche bedauerten die Verfehlungen der Vergangenheit, die so viele Opfer hinterlassen hätten. Er wisse, dass viele Priester und Gläubige das Gleiche fühlten: "Wir Katholiken schämen uns." Er wies jedoch darauf hin, dass es im Missbrauchsbericht um Anschuldigungen und angebliche Täter gehe. Es werde nicht zwischen unbestätigten Vorwürfen und rechtlich geklärten Vorgängen unterschieden.
Kurienkardinal George Pell beschuldigt
Unterdessen gab es am Montag in Melbourne eine neue Entwicklung mit Blick auf die Vorwürfe gegen Kurienkardinal George Pell. Die Polizei übergab nach übereinstimmenden Berichten der zuständigen Staatsanwaltschaft Beweismaterial, das belege, dass Pell zwischen 1978 und 2001 als Priester in Ballarat und später als Erzbischof von Melbourne mehrere Jungen sexuell missbraucht habe. Die Staatsanwaltschaft solle prüfen, ob das Material für eine Anklage ausreiche, hieß es.
Präventionsstrategien vonnöten
Die 2013 von der australischen Regierung eingesetzte Missbrauchskommission begann am Montag in Sydney mit ihrer letzten Anhörung zum Umgang der katholischen Kirche mit dem Missbrauchsskandal. Drei Wochen lang sollen Beweise und Daten aus den Anhörungen der vergangenen Jahre über das Verhalten von katholischen Diözesen, Orden und Institutionen bewertet werden. Auch die Aussagen von Opfern und Zeugen sollen thematisiert werden. Im Zentrum wird zudem die Frage stehen, wie die Kirche in Zukunft den sexuellen Missbrauch von Kindern verhindern will. Dazu hat die Kommission zahlreiche Bischöfe, Kirchenrechtsexperten und andere Vertreter vorgeladen.