Rechtliche Vorgaben für die Personalbemessung in der Krankenpflege seien international verbreitet, heißt es in der am Donnerstag in Düsseldorf veröffentlichten Untersuchung. In Deutschland gebe es solche Vorgaben aber kaum; deshalb sei das statistische Verhältnis von Pflegekräften zu Patienten schlechter als in vielen anderen Industrieländern. Festgelegte Mindestschlüssel könnten Arbeitsüberlastung und Qualitätsmängel lindern.
Am stärksten ausgeprägt ist die Regulierung laut Studie in den USA und Australien. In Kalifornien seien Personalschlüssel für ein breites Spektrum an Krankenhausstationen, Notaufnahmen und Kreißsälen gesetzlich verankert. Dabei gälten je nach Versorgungsstufe und Schicht unterschiedliche Quoten. In Australien gibt es nach Angaben der Autoren in zwei Bundesstaaten gesetzliche Vorgaben, in den übrigen Bundesstaaten tarifvertragliche Vereinbarungen. Die Studie stellt unterschiedliche Modelle für solche Personalschlüssel vor.
Zu viele Patienten pro Pfleger
Deutschland hinkt demnach bei der Personalbemessung in Krankenhäusern hinterher: Lediglich für Intensivstationen für Neugeborene gebe es einen Personalschlüssel, der ab Anfang 2017 gelten sollte. Die Allgemeinverbindlichkeit sei aber durch weitgehende Übergangsregelungen kurz vor Inkrafttreten faktisch aufgehoben worden, so die Experten.
Die Forscher zitieren die internationale Pflege-Vergleichsstudie RN4CAST aus dem Jahr 2012, der zufolge in den USA durchschnittlich 5,3 Patienten auf eine Pflegefachkraft kommen, in den Niederlanden 7, in Schweden 7,7 und in der Schweiz 7,9. In Deutschland müssen sich Krankenschwestern demnach im Schnitt um 13 Patienten kümmern.
Schaffung neuer Stellen
Das Bundesgesundheitsministerium erklärte dazu, diese Studie sei nicht repräsentativ. Eine Sprecherin verwies auf Zahlen des Statistischen Bundesamts, nach denen eine Vollzeitkraft im Jahr 2015 durchschnittlich 5,9 Betten pro Arbeitstag versorgt habe. Diese beiden Berechnungen sind allerdings nicht miteinander vergleichbar. Die Sprecherin verwies zudem darauf, dass die Krankenhäuser mit dem Pflegezuschlag und dem Pflegestellen-Förderprogramm bis zu 830 Millionen Euro zusätzlich pro Jahr erhielten, um dauerhaft mehr Personal zu beschäftigen. In den nächsten drei Jahren könnten hier rund 6.000 neue Stellen geschaffen werden.