Papst ernennt Sonderbeauftragten

Neue Untersuchungen in Medjugorje

Papst Franziskus möchte mehr über Medjugorje und die Pilgerreisen dorthin erfahren. Dazu hat er den polnischen Erzbischof von Warschau-Praga, Henryk Hoser, zu seinem Sonderbeauftragten ernannt, wie der Vatikan an diesem Samstag bekannt gab.

Menschen reisen nach Medjugorje (KNA)
Menschen reisen nach Medjugorje / ( KNA )

Der Vatikan hat eine neue Untersuchungsrunde über die Vorgänge im bosnisch-herzegowinischen Wallfahrtsort Medjugorje eingeleitet. Der polnische Bischof Henryk Hoser von Warschau-Praga werde demnächst als päpstlicher Sondergesandter den Ort aufsuchen, teilte der Vatikan am Samstag mit. Er soll demnach die pastorale Situation und die Bedürfnisse der Pilger erkunden und daraus Empfehlungen für die Zukunft erarbeiten. Der Ort ist durch angebliche Marienerscheinungen bekanntgeworden.

Diese zu untersuchen, sei Aufgabe der vatikanischen Glaubenskongregation sagte Vatikansprecher Greg Burke am Samstag.

Die seit 1981 in Medjugorje gemeldeten Erscheinungen sind innerhalb der katholischen Kirche umstritten. Insbesondere das zuständige Bistum hat sich kritisch zu den Vorgängen geäußert, während die für das Heiligtum zuständigen Franziskaner ihnen positiv gegenüberstehen. Die zuständige Bischofskonferenz hatte sich 1991 in Leitlinien zurückhaltend zu dem Phänomen geäußert und offizielle Wallfahrten in den Ort untersagt.

Mandat ist ausdrücklich pastoral geprägt

Das Mandat für Hoser sei bis zum kommenden Sommer begrenzt, da dieser weiterhin sein Amt als Bischof des östlich der Weichsel gelegenen Stadtteils von Warschau wahrnehme, teilte der Vatikan weiter mit. Die Mission solle einen "ausschließlich pastoralen Charakter" haben.

Es dürfte damit nicht um die angeblichen Privatoffenbarungen der Seherinnen und Seher gehen, da die Kirche grundsätzlich nicht zu noch laufenden Vorgängen dieser Art Stellung bezieht.

Streit um Marienerscheinungen

Medjugorje ist ein Ort im Südwesten Bosnien-Herzegowinas. Seit dem 24. Juni 1981 soll es dort zu Marienerscheinungen kommen. Sechs Kinder berichteten damals, die Gottesmutter habe sich ihnen gezeigt, während sie Schafe hüteten. Die Erscheinungen dauern nach Angaben der inzwischen erwachsenen Seherinnen und Seher mit großer Häufigkeit weiter an. Sie sind verbunden mit präzisen Aussagen der "Gospa" (Herrin) zu kirchlichen und sonstigen Themen. Jährlich pilgern Hunderttausende Menschen nach Medjugorje. Um die Zuständigkeit für die Seelsorge gibt es Auseinandersetzungen zwischen Franziskanern, ehemaligen Franziskanern, charismatischen Gruppen und dem Ortsbischof.

Im Juli vergangenen Jahres hatte es Spekulationen gegeben, der Vatikan wolle einen Administrator für das kirchlich nicht anerkannte Heiligtum einsetzen, der Vatikan hatte das aber zurück gewiesen. Seit 2010 untersucht die Glaubenskongregation das Phänomen Medjugorje, eine offizielle Entscheidung dazu steht noch aus. Immer wieder hat der Vatikan Ortskirchen zu Distanz zum Phänomen Medjugorje aufgefordert. Im Juli 2015 war Papst Franziskus zu Besuch in Bosnien-Herzegowina, war aber nicht zum Heiligtum gefahren.


Quelle:
rv , KNA