"Wenn viele Menschen fragwürdigen Tweets mehr vertrauen als unabhängigen Medien", sei einiges in der Gesellschaft in eine Schieflage geraten. Filme könnten dem jedoch entgegenwirken, wenn sie "Impulse für eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit" geben, so Fürst.
Der evangelische Kulturbeauftragte Johann Hinrich Claussen rief unterdessen zum Engagement für humanistische und demokratische Werte auf. Wenn in den USA "im Weißen Haus tatsächlich 'Inglorious Basterds' herrschen und 'Pulp Fiction' das neue Regierungsprogramm geworden ist", müsse dem ein humanistisches Kino entgegengesetzt werden, sagte der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) laut Manuskript am Sonntagabend beim ökumenischen Empfang der Kirchen in Berlin.
Über Hassgrenzen hinwegsetzen
In Zeiten, in denen die Welt "auf einen globalen Ausnahmezustand" zusteuere, lasse sich selbst ein Traumfilm wie "La La Land" als Zeugnis dafür betrachten, dass nicht Hass und Gewalt, sondern Sehnsucht und Liebe "der bessere Stoff für das Kino und auch für unser Leben" seien, betonte Claussen. Er setze darauf, dass sich die Berlinale mit Filmen aus aller Welt über "Hassgrenzen hinwegsetzt und die Armseligkeit von Einreisebeschränkungen beweist".
Dabei sei es auch unerlässlich, dass "berühmte Schauspielerinnen nicht nur funkelnde Roben über rote Teppiche schieben, sondern den Wert der Demokratie öffentlich bekräftigen", betonte Claussen. Dafür habe die US-Schauspielerin und mehrfache Oscar-Preisträgerin Meryl Streep mit ihrer öffentlichen Kritik an US-Präsident Donald Trump kürzlich ein eindrucksvolles Beispiel geliefert.
Empfang der Kirchen
Bei dem Empfang wurde auch die internationale ökumenische Jury der Kirchen für die Berlinale vorgestellt. Sie will ihren Preis am 18. Februar bekanntgeben. Der Jury gehören unter anderen die ungarische Animationsfilmregisseurin Zsuzsanna Bányai und die norwegische Theologin Annette Gjerde Hansen an. Weitere Mitglieder sind der Studienleiter der Katholischen Akademie Schwerte, Markus Leniger, der Direktor des Katholischen Medienzentrums in Zürich, Charles Martig, der amerikanische Hochschuldozent Brent Rodriguez Plate und der evangelisch-reformierte Schweizer Pfarrer Hermann Kocher.