DOMRADIO.DE: Wer sind denn Cyrill und Methodius?
Jan Hendrik Stens (Theologie-Redakteur): Das sind zwei Brüder, die aus Griechenland stammen und im 9. Jahrhundert gelebt haben. Von ihrer Geburtsstadt Thessaloniki aus missionierten sie damals die Slawen. Bemerkenswert ist, dass sie sich dabei der slawischen Sprache bedient haben. Cyrill übersetzte sogar die Bibel in die Volkssprache und entwickelte dabei eine eigene Schrift, die wir heute als "kyrillisch" bezeichnen. Man nennt die beiden Brüder wegen des Erfolgs ihrer missionarischen Bemühungen daher auch "Apostel der Slawen".
DOMRADIO.DE: Warum ist dann vom heiligen Valentin nichts im liturgischen Kalender zu lesen?
Stens: Cyrill und Methodius gehören zu den "Schutzpatronen Europas". In den Bistümern Europas werden die Gedenktage dieser sechs Heiligen als Fest gefeiert. Das heißt, ihr liturgischer Rang ist höher und verdrängt daher alle anderen Heiligen des jeweiligen Tages, wie heute den heiligen Valentin. Ausnahme: Wo Valentin als Patron und damit als Hochfest gefeiert wird, steht dieser höher und verdrängt wiederum Cyrill und Methodius.
DOMRADIO.DE: "Schutzpatrone Europas" – was ist mit diesem Begriff gemeint?
Stens: Das sind insgesamt sechs Heilige, die in besonderer Weise mit dem kulturellen, religiösen und politischen Erbe unseres Kontinents in Verbindung stehen. Da ist zum Beispiel der Vater des abendländischen Mönchtums, Benedikt von Nursia. Der wurde bereits 1964 von Papst Paul VI. zum Schutzpatron Europas ernannt. Johannes Paul II. fügte dann 1980 die beiden heutigen Heiligen hinzu, da ihm als gebürtigem Slawen sowohl der Ostteil des Kontinents als auch der Bezug zu den Ostkirchen ein besonderes Anliegen war. 1999 schließlich kamen drei Frauen hinzu, nämlich Katharina von Siena, Birgitta von Schweden oder aber auch Theresia Benedicta vom Kreuz, besser als Edith Stein bekannt.
DOMRADIO.DE: Wie bekommt man denn dann die Segnungsfeiern für Liebenspaare mit Cyrill und Methodius unter einen Hut, wenn Valentin in der liturgischen Ordnung ausfällt?
Stens: Für die Messfeier und die Stundenliturgie gibt es klare Regeln. Da wird in den meisten Kirchen heute Cyrill und Methodius gefeiert. Das ist in Zeiten, wo die Einheit Europas einer Bewährungsprobe ausgesetzt ist, auch sicherlich nicht verkehrt. Das schließt aber nicht aus, das Brauchtum zu fördern, auch wenn es sich – wie hier bei Valentin – inzwischen vom Religiösen etwas entfernt hat. Ähnliches kennen wir ja vom heiligen Nikolaus, der kein gebotener Gedenktag ist, aber in der säkularen Umwelt durch den Weihnachtsmann arge Konkurrenz bekommt. Es ist daher bemerkenswert, dass gerade Heilige, die wegen dürftiger historischer Überlieferung aus dem Kalender verschwinden oder einen nur sehr niedrigen Rang haben, sich im Brauchtum großer Beliebtheit erfreuen. Hier dürfen wir uns als Kirche also nicht das Zepter aus der Hand nehmen lassen. Deshalb werden heute auch verschiedentlich Segnungsgottesdienste für Liebespaare angeboten.
Das Interview führte Verena Tröster.