Mit dem Konzept soll die Radikalisierung von islamischen Gefangenen verhindert oder bekämpft werden. Das sagte NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) am Dienstag bei einem Besuch in der Justizvollzugsanstalt Remscheid. In dem Gefängnis arbeiten seit gut einem Jahr zwei Islamwissenschaftler im Auftrag des Landes: Sie sind Ansprechpartner für muslimische Häftlinge und sollen das Personal im Umgang mit islamischen Gefängnisinsassen schulen. Außer für die JVA Remscheid sind sie auch für die übrigen 35 Gefängnisse in NRW zuständig. Zwei weitere Islamwissenschaftler sollten in Kürze folgen, betonte Kutschaty.
Luay Radhan, einer der beiden bereits tätigen Wissenschaftler, betonte, man wolle den Bediensteten zeigen, wo extremistischen Denken anfange und wie entsprechende Tendenzen unter den muslimischen Gefangenen zu erkennen seien. Bislang seien schon rund 1.000 Vollzugsbedienstete geschult worden. Zudem wolle man mit einer "Bildungsoffensive" und einer Stärkung des Demokratieverständnisses gegen eine mögliche Radikalisierung unter den muslimischen Häftlingen vorgehen. Auch ein Ausbau der religiösen Betreuung sei vorgesehen.
Kampf gegen illegale Finanzsümpfe von Extremisten
Kutschaty betonte, das Präventionsprogramm für muslimische Gefängnisinsassen sei dringend geboten. "Die terroristischen Gewalttaten in Europa und zuletzt auf deutschem Boden haben uns vor Augen geführt, wozu Menschen, die sich religiös radikalisiert haben, fähig sind", erklärte er.
Neben dem Kompetenzzentrum in Essen richtet das Programm den Fokus auch auf die Radikalisierung vornehmlich junger Gefangener durch das Internet. Dazu wurde bereits eine landesweite Zentralstelle zur Bekämpfung von Internetkriminalität bei der Staatsanwaltschaft Köln eingerichtet. Zudem soll am 3. März in Hamm eine Zentralstelle den Betrieb aufnehmen, mit der Geldwäsche von Extremisten bekämpft und "illegale Finanzsümpfe" trocken gelegt werden sollen.
Mehr als ein Drittel der Gefangenen sind Ausländer
Mit rund 7,3 Millionen Euro fördert das Land die Integration von ausländischen Gefangenen in NRW. Im Land gibt es derzeit mehr als 16.000 Häftlinge von denen etwa 3.500 nach eigenen Angaben muslimischen Glaubens sind. Etwa doppelt so viele Gefangene bekennen sich zum Christentum.
Den Angaben zufolge stieg der Anteil der ausländischen Strafgefangenen in NRW in den vergangenen Jahren auf 36 Prozent. Ende Januar fanden sich rund 1.000 türkische Gefangene unter den Insassen. Vor allem die Zahl der Häftlinge aus den arabischen Ländern sei in den vergangenen Jahren überdies deutlich gewachsen.