Er sei zuversichtlich, dass das Gespräch mit der renommierten sunnitischen Institution "nach einer langen Eiszeit endlich wieder an Fahrt aufgenommen und auch konkrete Züge angenommen habe", sagte der vatikanische Dialogminister Kardinal Jean Louis Tauran zu Radio Vatikan (Montag). Mitte vergangener Woche hatte eine hochrangige Delegation des Vatikan mit Al-Azhar-Vertretern über Strategien gegen religiösen Extremismus beraten und damit den vor sechs Jahren unterbrochenen Dialog offiziell wiederaufgenommen.
"Der Heilige Stuhl und Al-Azhar stehen gemeinsam für den Kampf gegen religiösen Extremismus ein", berichtet der Vatikansender über das Treffen in Kairo. Man befinde sich in einer "neuen Phase" des Kontakts, so Tauran. "Sie haben sich wieder geöffnet"; der Weg sei "wieder gangbar".
Mehrere Vorbereitungstreffen
Für einen ersten Durchbruch hatte vor einem Jahr ein Besuch des Großscheichs der Universität, Ahmed Mohammed al-Tayyeb, bei Papst Franziskus gesorgt. Nach diesem vom Vatikan als historisch bezeichneten Treffen war eine Wiederaufnahme des Dialogs vereinbart worden. Dazu gab es mehrere Vorbereitungstreffen auf Arbeitsebene.
Bei dem jetzigen Treffen in Kairo habe Einigkeit darüber bestanden, dass die zunehmende Gewalt unter religiösem Vorwand als sehr schwerwiegend einzustufen sei, betonte der französische Kurienkardinal in seinem Resümee. Es komme nun darauf an, vor allem der jüngeren Generation Werte zu vermitteln. Alle Teilnehmer seien sich einig gewesen, dass "es nicht legitim ist, die Religion als Grund für Gewalt anzuführen." Man müsse auf diesem Weg weitergehen. "Je mehr die Gewalt zunimmt, desto mehr ist es nötig, diese Art von Treffen zu organisieren", so der Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog.
Meinungsverschiedenheiten hatten für Abkühlung der Kontakte gesorgt
Der seit 1998 bestehende offizielle Dialog zwischen Vatikan und Al-Azhar war 2011 von der Universität abgebrochen worden. Die ägyptische Seite hatte sich darüber empört, dass Benedikt XVI. (2005-2013) nach Anschlägen auf Kopten öffentlich einen besseren Schutz der Christen in Ägypten forderte. Bereits die "Regensburger Rede" des Papstes von 2006 hatte zu einer Abkühlung dieser Kontakte geführt. Gleichzeitig hatte der Vatikan mit anderen islamischen Gesprächspartnern wie der Initiative "A common word" Kontakte aufgenommen, aus denen 2008 das erste Katholisch-Muslimische Dialogforum hervorging.