Das Flüchtlingsboot aus Malta kommt nach Solingen

Originalboot neben Papierbooten

Das Flüchtlingsboot aus Malta, das Kardinal Woelki im vergangenen Jahr nach Köln hat bringen lassen, zieht derzeit durch das Erzbistum. Am Aschermittwochmorgen kam es in der Gemeinde in Solingen an. Dort steht es zwei Wochen.

Autor/in:
Melanie Trimborn
Ein Flüchtlingsboot aus Malta in der Nordturmhalle im Kölner Dom, am 31. Mai 2016. (KNA)
Ein Flüchtlingsboot aus Malta in der Nordturmhalle im Kölner Dom, am 31. Mai 2016. / ( KNA )

Das sieben Meter lange, simple Holzboot, das fast hundert Flüchtlinge als Schleuserboot genutzt haben, wurde vor einigen Jahren von der maltesischen Armee beschlagnahmt. Das Erzbistum Köln holte das Boot im vergangenen Jahr nach Köln. Mittlerweile dient es als Mahnmal für die Menschen, die ihr Leben auf der Flucht über das Mittelmeer gelassen haben. Nach Angaben der UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR sind 2016 rund 5.000 Männer, Frauen und Kinder auf der Flucht im Mittelmeer ums Leben gekommen. Bei der Fronleichnamsmesse auf dem Kölner Roncalliplatz diente das Boot als Altar, in Lyskirchen wurde es in die Krippendarstellung integriert. Bisher reiste es bereits weiter nach Euskirchen und erreicht am Aschermittwoch Solingen.

Vom 1. bis 13. März macht das Boot des Erzbistums Köln dabei in der Kirche St. Joseph in Solingen-Ohligs Station. "Es steht zwischen Taufbecken und dem Ort, wo sonst im Winter die Krippe steht", erklärt der zuständige Pfarrer Meinrad Funke. Die Gemeinde, so schreibt das Erzbistum Köln, ermögliche lange Tagesabschnitte, in denen die Kirche zum Betrachten des Boots, zum Nachdenken und Beten geöffnet sei. Zudem befasse sich ein Begleitprogramm mit dem Thema Flucht.

Papierschiffchen und Flucht in den Psalmen

Die iranischen Künstlerin Zahra Hassanabadi zeige in einer Installation "Mare Nostrum" mit vielen kleinen Papierschiffchen die Situation der Bootsflüchtlinge. Außerdem habe die Gemeinde Migranten aus verschiedenen Fluchtzeiten eingeladen, um vor Publikum über ihre Fluchterfahrung zu sprechen. Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, DDR-Flüchtlinge und Menschen, die erst vor kurzem ihre Heimat im Nahen Osten verlassen mussten, berichten über Trennung, Verlust und Hoffnung.

Aber die Flucht als solche wird auch biblisch betrachtet. Der Theologe Johannes Bremer spricht über Vertreibung und Flucht als Thema in den Psalmen. Das Programm solle auch etwas für die ältere und die jüngere Generation sein, so Pfarrer Meinrad Funke. Gerade für die junge Generation habe die Gemeinde deshalb das Musicalprojekt "Ich brauch‘ nicht viel“ zum Auftritt eingeladen. Kunst- und kulturschaffende Flüchtlinge und Solinger erzählen ihre Geschichten in einer gemeinsamen Aufführung aus Musik, Theater, Tanz, Malerei, Fotografie und Film.

Weitere Stationen des Bootes werden in der Folge unter anderem Bergisch Gladbach, Düsseldorf und Neuss sein. Angedacht ist, dass das Flüchtlingsboot ab Herbst 2017 im Haus der Geschichte in Bonn schließlich Teil einer Dauerausstellung wird.

Informationen: Pfarreiengemeinschaft Solingen-West, www.kath-solingen-west.de


Quelle:
DR