Vor der Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach Tunesien und Ägypten hat sich Caritas-Präsident Peter Neher skeptisch über den Vorschlag von Auffanglagern für Flüchtlinge geäußert. "Es ist zu bezweifeln, ob es zur Zeit einen nordafrikanischen Staat gibt, der die notwendige Stabilität bietet und die Einhaltung menschenrechtlicher Standards gewährleisten kann, dass eine derartige Zusammenarbeit mit der EU in Betracht käme", sagte Neher der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch in Berlin.
Unter keinen Umständen dürfe die EU mit solchen Lagern die Verantwortung für Flüchtlinge an Nordafrika abgeben. "Gleichzeitig muss man davon ausgehen, dass selbst wenn es funktionierende Auffanglager gäbe, diese dennoch Menschen nicht davon abhalten könnten, sich in verzweifelter Lage andere Wege in die EU zu suchen", gab Neher zu bedenken. Wichtig sei es, unabhängig von der Frage der Aufnahme von Flüchtlingen zu klären, wie es gelinge, Migranten einen geregelten Zugang nach Europa zu schaffen.
Kanzlerin reist nach Ägypten und Tunesien
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reist diese Woche nach Ägypten und Tunesien. Am Donnerstag trifft sie den ägyptischen Ministerpräsidenten Sherif Ismail, anschließend kommt sie mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi zusammen. Dabei wird es auch um Migrationspolitik und die Situation in Libyen gehen.
Am Freitag besucht Merkel Tunesien. In Tunis wird sie mit Präsident Beji Caid Essebsi und Ministerpräsident Youssef Chahed zu Gesprächen zusammenkommen. Auch hier werden den Angaben zufolge unter anderem Migrationsfragen erörtert. Ob es dabei auch um die von Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) vorgeschlagenen Auffanglager für Flüchtlinge gehen wird, wollte die Bundesregierung bei der Reiseankündigung nicht kommentieren.
Gemeinsamer Kirchenbesuch
Merkel wird in Ägypten zudem in der koptischen Markus-Kathedrale mit dem Papst von Alexandrien und Patriarchen des Heiligen Stuhls, Papst-Patriarch Tawadros II., zusammentreffen. Beide wollen die Kirche Sankt Peter und Paul besichtigen, die sich unmittelbar an die Kathedrale anschließt, und über die Lage der Kopten in Ägypten sprechen. Dort hatte sich im vergangenen Dezember ein Selbstmordattentäter während eines Gottesdienstes in die Luft gesprengt und 27 Menschen getötet.
