Der Kölner Dombaumeister Peter Füssenich wirbt um mehr Wertschätzung für Kunst in den Städten. «Wenn wir in unserer Gesellschaft nicht sorgsam mit dem Öffentlichen Raum umgehen, wird die Folge sein, dass mit der Architektur und der Kunst, die sich darin befinden, ebenso wenig sorgsam umgegangen wird», sagte er in Köln beim "Aschermittwoch der Künstler" des Erzbistums Köln.
Dass Objekte wie Brunnen, Skulpturen, Denkmäler oder Installationen allzu oft verwahrlosten, habe auch ökonomische Gründe, so Füssenich. So gefährdeten neu entstehende Einkaufszentren und Shopping-Malls im Umfeld von Städten und Gewerbegebieten die Anziehungskraft von Innenstädten und damit auch die dort gezeigten Objekte.
Leerstände, Verwahrlosung, Vandalismus
"Sind Sie je großartiger Kunst in einer Einkaufs-Mall begegnet?", fragte der Kunsthistoriker. Mit dem Ausbluten des Einzelhandels seien oft Leerstände, Verwahrlosung und schlimmstenfalls Vandalismus verbunden. Dadurch gehe auch der Öffentliche Raum als Ort der Begegnung verloren, gab der Dombaumeister zu bedenken. Diese Entwicklung betreffe auch die Kirchen als «Oasen des Öffentlichen Raumes», die Möglichkeit der Begegnung mit sich selbst und Gott, aber auch mit Architektur und Kunst als Mittler dieser Begegnung böten.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki erklärte, Städte seien Orte von Austausch und Diskurs, wo Fragen von existenzieller Bedeutung des menschlichen Zusammenlebens erörtert werden könnten. Woelki äußerte die Sorge, dass sich die Funktion des Öffentlichen Raums in die Digitale Welt verschiebe. Das sorge für eine Verödung der Städte, da sich auch das Diskutieren ins Netz verlagere.
1.600 Kunstwerke im Öffentlichen Raum
In Köln gibt es nach Worten Füssenichs rund 1.600 Kunstwerke im Öffentlichen Raum. Die meisten von ihnen entstanden seit dem 19. Jahrhundert bis etwa 1990. Er verwies etwa auf das Projekt "Stolpersteine" des Künstlers Gunter Demnig, das 1992 mit der ersten Verlegung vor dem Kölner Historischen Rathaus startete. Die Gedenktafeln erinnern an Menschen, die in der NS-Zeit verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.
Mit inzwischen weit mehr als 56.000 Steinen in 20 Ländern sei es das größte dezentrale Mahnmal der Welt, betonte der Dombaumeister. "Ich habe schon einige wunderbar engagierte Menschen in Köln beobachtet, die jedes Jahr am 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag, die Stolpersteine vor ihrem Haus reinigen, polieren und wieder lesbar machen", so Füssenich.