"Das Kreuz Jesu Christi steht für die Liebe Gottes zu allen Menschen. Mit dem Zeichen des Kreuzes Konfrontation zu zementieren, ist das Gegenteil dessen", kritisierte am Montag der evangelische Regionalbischof für Eisenach-Erfurt, Propst Christian Stawenow. Das katholische Bistum Erfurt erklärte, wer das Kreuz benutze, um Teile der Gesellschaft gegeneinander auszuspielen, habe nichts von Religion und Christentum verstanden und missbrauche ein religiöses Symbol.
Als Zeichen des Widerstands gegen Thüringens ersten Moscheeneubau errichteten Gegner am vergangenen Samstag ein rund zehn Meter hohes Holzkreuz auf einem Grundstück neben dem geplanten Bauplatz. Nach Angaben der Moscheekritiker wurde es in der Nacht zum Sonntag umgestoßen. Darauf hätten sie es am Sonntag wiedererrichtet und ein weiteres, vier Meter hohes Kreuz aufgestellt. Stawenow rief die Kirche auf, sich nun zu fragen, "wie wir die Liebe Gottes bezeugen - sowohl denen gegenüber, die offensichtlich gegen den Bau einer Moschee dieses Kreuz aufgerichtet haben, als auch im interreligiösen Dialog".
Kulturkampf "Kreuz gegen Minarett"
Auch der für Erfurt-Marbach zuständige evangelische Pfarrer Ricklef Münnich wandte sich gegen die Aktion. Es handle sich um "kein Christus-Kreuz", betonte er. Vielmehr werde versucht, auf der grünen Wiese einen Kulturkampf "Kreuz gegen Minarett" auszurufen von Menschen, die sich der Kirche gar nicht zugehörig fühlten. Das sei ein Missbrauch eines christlichen Symbols.
Der Moscheebau ist seit Monaten umstritten. Die Ahmadiyya-Gemeinde plant ein Gebäude mit Kuppel und Zierminarett. Es wäre der erste Moschee-Neubau in Thüringen und - mit Ausnahme von Berlin - nach Leipzig und Chemnitz das dritte derartige Projekt in einem ostdeutschen Bundesland. Die Kirchen und alle im Thüringer Landtag vertretenen Parteien außer der AfD begrüßen das Vorhaben grundsätzlich.
Distanzierung auch von Bürgermeisterin
Laut dem MDR hat sich auch die Marbacher Bürgermeisterin Katrin Böhlke von dem Geschehen distanziert. Die Proteste könnten noch eskalieren, sagte die Ortsteilbürgermeisterin. Sie fürchte, dass die Kreuze erst der Beginn eines heftigen Widerstandes sein werden, der hoffentlich nicht in Gewalt umschlage. So hätten Moschee-Gegner in einer Nikab - einem Gesichtsschleier - bereits den Gottesdienst im Ort gestört.