Pfr. Leineweber hält Todesstrafe für das falsche Signal

"Chance geben, das Leben zu ändern"

Auf den Philippinen hat das Parlament entschieden, die Todesstrafe wieder einzuführen. Pfarrer Leineweber setzt sich mit der Gemeinschaft Sant Egidio gegen die Todesstrafe ein - und sieht besorgniserregende Tendenzen. Ein domradio.de-Interview.

Protest gegen Todesstrafe auf den Philippinen / © Bullit Marquez (dpa)
Protest gegen Todesstrafe auf den Philippinen / © Bullit Marquez ( dpa )

domradio.de: Wie bewerten Sie es, dass die Philippinen Hinrichtungen wieder zulassen wollen?

Pfarrer Matthias Leineweber (Gemeinschaft Sant Egidio): Das ist eine sehr besorgniserregende Tendenz, die uns beunruhigt. Es gibt ja nicht nur auf den Philippinen solche Tendenzen, sondern auch in den USA gibt es verstärkte Tendenzen zu Hinrichtungen. Das heißt, wir müssen in unserem Einsatz gegen die Todesstrafe weiter sehr aufmerksam sein und unsere Kräfte weiter mobilisieren.

domradio.de: Das Argument der Befürworter der Todesstrafe auf den Philippinen ist, dass die Todesstrafe abschreckende Wirkung entfaltet und letztlich dazu führt, die Drogenkriminalität einzudämmen. Was sagen Sie dazu?

Pfr. Leineweber: Das hat sich eigentlich als nicht wahr erwiesen. In allen Ländern, in denen die Todesstrafe praktiziert wird, ist die Kriminalität, auch die Drogenkriminalität, nicht verringert worden. Im Gegenteil, sie ist meistens noch verstärkt worden. Dass die Todesstrafe abschreckend gegen Drogenkriminalität wirkt, das ist wirklich nicht erwiesen. Wenn Sie europäische Länder anschauen, die keine Todesstrafe haben, sind die Drogenkriminalität und auch die Zahl der Gewaltverbrechen weit geringer als in Ländern mit Todesstrafe, wie zum Beispiel den USA oder China.

domradio.de: Präsident Duterte hat einen überaus autoritären Regierungsstil. Er brüstet sich auch damit, dass er selbst schon Drogenkriminelle getötet habe. Was für ein Licht wirft das auf ihn?

Pfr. Leineweber: Es ist natürlich leider ein Politikstil, der mit brachialer Gewalt meint, irgendwie Frieden oder eine liebenswerte Gesellschaft aufbauen zu können. Die Geschichte hat genügend Beispiele, die beweisen, das diktatorische Politikstile nicht unbedingt eine friedliche Gesellschaft, sondern Unfrieden und mehr Gewalt fördern. Das ist ein ganz schlechtes Signal für die ganze Gesellschaft.

domradio.de: Sie sagen, die Todesstrafe passt nicht zusammen mit einer christlichen Lebenshaltung. Warum genau? Weil sich der Mensch nicht zum Richter über Leben und Tod eines anderen erheben darf?

Pfr. Leineweber: Genau, das ist das entscheidende Argument. Aber auch das christliche Argument der Vergebung, dass Böses nicht durch Böses besiegt werden kann, sondern nur durch Vergebung und durch das Gute. Und dass die Menschen vielmehr durch das Gute und durch Vergebung motiviert werden können, aus sich selbst das Böse zu beseitigen. Jeder Christ sollte dem anderen die Chance geben, dass er sein Leben ändert.

Das Gespräch führte Hilde Regeniter.


Quelle:
DR