Die katholische Kirche in Kolumbien hat angesichts einer zunehmenden Präsenz von paramilitärischen Gruppen in der bettelarmen Pazifik-Provinz Choco den Staat um Schutzmaßnahmen der Zivilbevölkerung aufgerufen. Wie der Sender RCN unter Berufung auf lokale Kirchenvertreter am Wochenende berichtete, sei es der Armee bislang nicht gelungen, ehemals von der Rebellenorganisation FARC besetzte Regionen zu sichern.
"Illegale Gruppen mit paramilitärischen Verhaltensweisen" nutzten systematisch das Machtvakuum in jenen Gebieten, die früher von der FARC kontrolliert wurden und in denen sich die regulären kolumbianischen Streitkräften noch nicht hätten etablieren können, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme von indigenen Gemeinden und der katholischen Kirche, über die der Sender berichtet. Zahlreiche Gemeinden in der Region seien dieser Situation schutzlos ausgeliefert.
Paramilitärische Gruppen zerschlagen
Für eine erfolgreiche Umsetzung des Friedensprozesses mit der Rebellenorganisation FARC sowie einen positiven Ausgang der derzeit laufenden Verhandlungen mit der ELN-Guerilla sei die Zerschlagung dieser paramilitärischen Gruppen unabdingbar, mahnen die Unterzeichner des Schreibens.
Regierung und FARC hatten sich im vergangenen Jahr nach vierjährigen Verhandlungen auf ein Friedensabkommen verständigt. Im Zuge der Abmachung verließen in den vergangenen Wochen rund 7.000 Kämpferinnen und Kämpfer der FARC ihre Stellungen in den Bergen und im Dschungel des südamerikanischen Landes, um in sogenannten "Befriedungszonen" ihre Waffen niederzulegen.
Rund 300.000 Tote
Laut Vereinten Nationen und der Kirche übernahmen zuletzt vermehrt andere illegale Gruppen wie rechtsgerichtete Paramilitärs aber auch die ELN-Guerilla die Kontrolle in in den einstmals von der FARC beherrschten Gebieten. Bei dem jahrzehntelangen Konflikt zwischen Staat und FARC kamen landesweit rund 300.000 Menschen ums Leben; die Zahl der Binnenflüchtlinge wird auf mehr als sieben Millionen geschätzt.