Gründe für die Misere liefern die Zahlen des aktuellen Arbeitslosenreports der Freien Wohlfahrtspflege NRW: Im Ausbildungsjahr 2015/16 standen landesweit 136.417 Bewerbern nur 110.826 Ausbildungsstellen gegenüber. Zwei Drittel (68 Prozent) der 66.500 Arbeitslosen unter 25 Jahren konnten 2016 keine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen.
Jeder fünfte arbeitslose Jugendliche (22 Prozent) geht sogar ohne Schulabschluss auf Jobsuche. Auf staatliche Hilfe können sie sich dabei immer weniger verlassen, denn die Zahl der Förderangebote in NRW nimmt ab. "Die Verantwortlichen in der Politik streichen mit den Geldern in der Jugendberufshilfe gleichzeitig auch die Perspektiven der jungen Menschen zusammen", kritisiert Andrea Raab, Arbeitsmarkt-Expertin des Kölner Diözesan-Caritasverbandes. Gerade in einer Zeit, in der auch viele Geflüchtete vor der Herausforderung einer Berufsausbildung in unserem Land stehen, müsse man alles dafür tun, den Weg in den Arbeitsmarkt zu ebnen, so Raab.
Mehr individuelle Job-Coachings
Mit den Kürzungen bei den ausbildungsvorbereitenden und -begleitenden Maßnahmen – diese helfen den Jugendlichen, einen Ausbildungsplatz zu finden oder eine Ausbildung erfolgreich abzuschließen – wird den Jobsuchenden der Berufsstart weiter erschwert. Während 2011 rund 62.500 Jugendliche an solchen Maßnahmen teilnahmen, waren es 2016 nur noch 44.000. Insbesondere die ausbildungsbegleitenden Maßnahmen wurden in NRW in den letzten Jahren deutlich zurückgefahren (2012: 28.000; 2016: 18.700).
"Die Jugendlichen wollen raus aus der Hilfebedürftigkeit. Mehr individuelle Job-Coachings wären ein richtiger und wichtiger erster Schritt. Damit bekommen sie Unterstützung und Orientierung und können so ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern", fordert Raab. "Scheitern oder Resignieren ist keine Option – für niemanden. Die Berufsausbildung ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft."