domradio.de: Frau Kleuren-Schryvers, Sie sind mit ihrer Stiftung "Aktion Pro Humanität" ebenso eingeladen wie Vertreter von St. Egidio ein, Caritas International und das UNHCR- Die Überschrift ist "Humanitäre Fluchtkorridore". Über welche Aspekte des Themas wird da genau gesprochen werden?
Dr. Elke Kleuren-Schryvers (Vorsitzende der Stiftung "Aktion Pro Humanität"): Mit diesen sogenannten humanitären Fluchtkorridoren will man die Bedingungen verändern. Man will es schaffen, dass die Menschen geordnet und vor allen Dingen sicher ihre Flucht antreten können und nicht immer wieder auf diese Schlepperbanden angewiesen sind. Die kosten nicht nur viel Geld, sondern diese Flucht birgt auch ein großes Risikopotential, den Weg über das Meer nicht lebend bewältigen zu können.
domradio.de: Gibt es da schon Lösungsvorschläge?
Kleuren-Schryvers: Ich kenne noch keine humanitären Fluchtkorridor-Lösungsansätze. Dafür wird dieses Forum auf Malta wohl da sein. Ich weiß, dass sich Regina Catrambone, die Co-Founderin von Moas, internationale sehr stark macht für diese Fluchtkorridore. Aber weil so namhafte Vertreter dabei sind wie St. Egidio, UNHCR, die Ghandi Stiftung oder Caritas International, glaube ich, dass es schon viele Denkversionen dieser humanitären Fluchtkorridore gibt, die uns da vorgestellt werden.
domradio.de: Sie Treffen auf Malta vor Ort zusammen mit dem MOAS-Team und werden die "My Phoenix" sehen, eines von den beiden Schiffen, die Moas hat. Werden Sie dann gemeinsam hinausfahren?
Kleuren-Schryvers: Das gemeinsame Rausfahren ist - soweit ich weiß - nicht im Programm. Aber das Anschauen des Schiffes und seiner technischen Möglichkeiten und das Zusammentreffen mit der Crew in jedem Fall. Es geht ja auch im Augenblick darum, dass MOAS dringend noch Spenden braucht, um dieses Jahr sozusagen verfrüht auslaufen zu können. Einen Monat eher, als das im Budget geplant ist. Eigentlich ist es der 1. Mai. Aber jetzt will man vor dem Hintergrund der Situation auf dem Mittelmeer bereits am 1. April auslaufen. Ich gehe davon aus, dass die Vorbereitungen bereits laufen - zumindest insoweit, als dass man versucht, sich technisch einzustellen. Spendentechnisch muss das noch bewerkstelligt werden.
domradio.de: Malta liegt nahe Sizilien/Italien, die Flüchtenden auf der Mittelmeer-Route kommen größtenteils aus Libyen. In diesem Gebiet sind die MOAS-Teams unterwegs, um in Seenot Geratene zu retten - die "Saison" geht jetzt wieder los - was erwarten die Seenotretter?
Kleuren-Schryvers: Es war diese Woche ja schon in den Medien: Vor der libyschen Küste sind 3000 Menschen in Seenot geraten, die geborgen werden mussten. Und ich denke, das Szenario ist ja leider immer das gleiche. Deswegen stumpfen wir Menschen - glaube ich - schon ab, angesichts dieser immer wiederkehrenden Szenarien. Es sind diese hoffnungslos überfüllten Boote, manchmal mit Menschen die nur aneinander gedrängt stehen können oder kauern, unter Deck sogar, also überhaupt keine Chance haben dem Ertrinken irgendwie zu entgehen, wenn das Boot kentert. Diese Szenarien sind es immer wieder, auf die die Rettungsteams treffen.
domradio.de: Wie können wir alle helfen?
Kleuren-Schryvers: Man kann konkret MOAS helfen, dass dieser Monat April sozusagen möglich wird, indem man spendet. Wir sind auch in Kontakt mir Aktion Medeor, die ein sogenanntes "post rescue" Programm mit uns gemeinsam finanzieren will. Wir sind in Kontakt mit dem Bistum Münster, mit privaten Spendern und Unternehmen, um dabei zu helfen, dass dieses verfrühte Auslaufen möglich wird. Spenden, Spenden, Spenden könnten super helfen. Das Erzbistum Köln macht das ja schon kontinuierlich seit den 23.000 Glockenschlägen. Aber jetzt geht es eben vordringlich um den Monat April.
Das Interview führte Verena Tröster.