Vatikan-Experte: Franziskus hat Papsttum entmythologisiert

"Irrsinnige Authentizität"

Nach Ansicht des Vatikan-Experten Bernd Hagenkord hat Papst Franziskus das Papsttum im positiven Sinne entmythologisiert. Franziskus, der eine "irrsinnige Authentizität" besitze, habe die "Überhöhung des Papsttums zertrümmert".

Papst Franziskus: Zeit für Kinder ist immer / © Vincenzo Pinto (dpa)
Papst Franziskus: Zeit für Kinder ist immer / © Vincenzo Pinto ( dpa )

Hagenkord, der die deutschsprachige Redaktion von Radio Vatikan leitet, sprach am Montagabend in Berlin mit Blick auf das Papstamt von einer Entwicklung. Seit der Amtszeit von Papst Pius IX (1846-1878), in dessen Amtszeit das Unfehlbarkeitsdogma eingeführt wurde, habe sich das Amt sehr verändert. Franziskus, der eine "irrsinnige Authentizität" besitze, habe die "Überhöhung des Papsttums zertrümmert". Für ihn sei das eine positive Entwicklung, so Hagenkord.

Zugleich betonte er, Franziskus habe mit seiner Art das Amt zu führen, "Räume geöffnet" und neue Diskussionen ermöglicht. Er sei aber niemand, der dann ein Machtwort spreche. Dies sei nicht seine Vorgehensweise. Er wolle Prozesse anstoßen. Es sei dann die Rolle des "nächsten oder übernächsten Papstes diese zu Ende zu führen".

Bestand haben werde auf jeden Fall seine bescheidene Art der Amtsführung, meinte Hagenkord. Auch der andere Blickwinkel auf die katholische Weltkirche, in der die europäische Kirche eine vergleichsweise geringe Rolle spiele, werde bleiben. Dazu gehöre auch anzuerkennen, dass etwa eine Lockerung des Zölibats oder die Zulassung von Frauen zum Priesteramt in vielen Ländern nicht auf der Agenda stehe.


Bernd Hagenkord / © Radio Vatikan (dpa)
Bernd Hagenkord / © Radio Vatikan ( dpa )
Quelle:
KNA