domradio.de: Wie wird denn der Palmsonntag in Rom begangen?
Gudrun Sailer (Radio Vatikan): Da ist schon ein bisschen "Remmi-Demmi" mit dabei. Weil auch der Palmsonntag der erste wirklich große Feiertag für die katholische Kirche im Jahr ist. Das merkt man natürlich auch im Vatikan. Da kommen zehntausende Pilger aus allen Teilen der Welt, zunehmend auch aus Südamerika - ganz besonders aus Argentinien-, nach Rom.
Seit einigen Jahren bemerken wir, dass es im Umfeld des Vatikans auch afrikanische Reisegruppen gibt, die extra zu religiösen Feierlichkeiten anreisen. Das hat schon mit einer bestimmten Lautstärke zu tun. Der Palmsonntag ist auch ein freudiges Fest. Der Einzug von Jesus in Jerusalem wird auch mit Hosianna und Freudenrufen begleitet.
domradio.de: Welche Besonderheiten gibt es bei der Palmsonntagsprozession in Rom? Richten wir den Blick mal auf die Palmzweige.
Sailer: Palmzweige gibt es auch in einer ganz besonderen Form. Der Papst und die Kardinäle, die an der Palmsonntagsprozession teilnehmen, haben sogenannte "Parmureli". Das sind ein oder sogar eineinhalb Meter hohe Palmzweige, die auf besondere Art und Weise geflochten sind. Sie sind hellgrün, ganz schlank und kommen jedes Jahr aus San Remo. Das ist eine uralte Tradition, die mit der Aufrichtung des Obelisken auf dem Petersplatz zu tun hat.
Damals im 16. Jahrhundert wurde dieser Obelisk in Anwesenheit eines Leutnant aus Norditalien aufgestellt, der im rechten Moment gerufen hat: "Wasser auf die Seile" - sonst wären nämlich die Seile gerissen und der Obelisk wäre zu Boden gefallen und sicherlich in tausend Stücke gebrochen. Deswegen hat dieser Offizier das Vorrecht erhalten, am Palmsonntag für den Vatikan diese Palmblätter zu liefern. Eine Nachfolgetradition aus dieser alten Tradition ist, dass die Kardinäle und der Papst die "Parmureli" aus San Remo bei der Prozession auf dem Petersplatz in den Händen halten.
domradio.de: Tausende Menschen strömen in Rom zusammen, wenn die große Prozession durch die Stadt zieht, da fragt man sich: Ist man als Betender in Rom Touristenattraktion?
Sailer: Es gibt wirklich viele Touristen in Rom, die gar nichts mit der christlichen Tradition zu tun haben, die aber trotzdem gerne als Neugierige sich einreihen. Wenn man zu Ostern, in den Osterferien nach Rom kommt, dann will man auch etwas mitnehmen - nicht nur Frühlingsgefühle, sondern auch ein bisschen von dieser katholischen Tradition. Ich würde nicht soweit gehen und sagen, dass man als Betender eine Touristenattraktion ist, aber man wird auch angesehen und kommt vielleicht sogar in ein Gespräch. Das wäre dann eine neue Form von Evangelisierung.
Das Gespräch führte Babette Braun.